Zumindest nonverbal sind die Zeichen schon mal positiv: Nach dem 2:0 im ersten Ligaspiel gegen Karlsruhe gab Kenan Kocak seinen Profis zwei Tage frei. Die Leistung war nicht fehlerfrei oder überragend, aber solide und ausreichend – und der zweite Streich für den guten Start. Zwei Spiele, zwei Siege, 5:2 Tore, das sind die Zahlen. Der Saisonauftakt hätte schlechter laufen können für 96, trotzdem hält sich Kocak nach außen zurück mit Lob. Im Gegenteil, er übt lieber Kritik an seinem Team.
„Wir haben sehr schlecht angefangen, auch die Aktivität zum Ball ist nicht die Art und Weise, wie wir spielen wollen. Wir waren sehr passiv und nicht aggressiv“, fand Kocak nach dem Sieg gegen den KSC. Vor allem in den ersten 25 Minuten wirkte 96 tatsächlich ein wenig planlos im Spiel nach vorn, das stieß dem Trainer sauer auf: „Für meinen Geschmack haben wir zu defensiv agiert und keinen richtigen Zugriff bekommen können.“
Kenan Kocak über seine Offensive nach dem Sieg gegen den KSC
Kocak übt Kritik bei der PK
Wirklich sauer dürfte der Trainer dennoch nicht gewesen sein angesichts von zwei Siegen zum Pflichtspielstart in Pokal und Liga. Nach dem Zweitligaerfolg vor 500 VIP-Fans in der Arena holte er seine Profis direkt in die Kabine. Ein Donnerwetter hat es dort nicht gegeben, vielleicht aber eine kleine Vorwarnung. Denn bei der Pressekonferenz wenig später gab Kocak sich dann doch ziemlich unzufrieden.
Profiboss Martin Kind findet die Kritik nachvollziehbar, er ist ja ein erklärter Fan vom ehrgeizigen Kocak: „Der Trainer wird nie zufrieden sein – und das wird immer so bleiben“, betonte Kind am Montag erneut, „er hat das Siegergen in sich und will einfach erfolgreich arbeiten. Er hat dieses Siegergen absolut verinnerlicht.“
Kocak nimmt den Druck vom Team
Die offene Kocak-Kritik hat, unabhängig vom verständlichen Wunsch nach Optimierung, auch einen weiteren Grund: Der Trainer will nicht, dass irgendeine Euphorie aufkommt. Weniger bei seinen Spielern, sondern vor allem im Umfeld. Denn der selbsterzeugte Druck ist ohnehin schon groß genug nach den Aufstiegsansagen von Profiboss Kind: „Wir müssen jetzt hoch“, hatte er Anfang Juli betont.
Kocak wiederum hat das Wort Aufstieg bis jetzt selten bis nie in den Mund genommen und schon gar nicht als erklärtes Ziel ausgegeben. Fraglos zwar, dass auch er in die Bundesliga will mit 96. Aber den Druck will er sich und seinem Team eben nicht machen. Schon gar nicht nach zwei erfolgreichen, aber nicht überragenden Spielen.
Die Ambitionen stimmen
Und so übt sich Kocak öffentlich eben in Kritik, auch wenn die Einschätzung intern wohlwollender ist. Der 96-Kader, so ist die Einschätzung, gehört mindestens zu den besten fünf oder sechs der 2. Liga. Kein Grund für Euphorie, aber die Ambitionen stimmen bei 96.