Nürnberg und Hannover suchen die Antwort auf dieselbe Frage: Wie konnte es geschehen, dass Bundesliga-Absteiger in der 2. Liga derart abschmieren, dass sogar ein erneuter Abstieg droht?
Nürnbergs Trainer Jens Keller (49) bietet einen Lösungsvorschlag an. Der heutige Gegner Hannover 96 (18.30 Uhr, Max-Morlock-Stadion) hat „das Problem, dass sie als Mannschaft nicht so zusammengefunden haben“, sagt Keller. Sein „Club“ ist 13. der Tabelle, 96 einen Rang darüber mit derselben Punktzahl (29). Der gemeinsame Abstieg, die Punktzahl, die Tabelle mit der Abstiegsbedrohung im Nacken – von dieser gleichen Augenhöhe war im Hinspiel nichts zu spüren. 0:4 verlor Hannover damals. Ein Debakel, das so entfernt scheint, als sei es in einer anderen Saison gewesen.
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Gemeinsamkeit: Viel Veränderung in der Saison
Daniel Canadi war Nürnberg-Trainer, Mirko Slomka Coach in Hannover. Aus dessen Startelf von damals werden heute vielleicht vier Spieler von Beginn an auf dem Platz stehen. Unter Kocak zeigt Hannover 96 nun ein anderes Gesicht. Ein frischeres.
Dennis Aogo war beim 0:4 dabei, sein Vertrag wurde inzwischen aufgelöst. Marvin Ducksch, Marc Stendera, Miiko Albornoz oder Julian Korb landeten auf der Ersatzbank, Marcel Franke leider in der Reha. Kocak schrieb derweil mühsam neue 96-Kapitel mit stets unterschiedlichen Hauptrollen und einer kürzlich erfolgreichen Episode, dem 3:1 gegen Kiel.
Kocak kritisiert kurzes Zeitfenster
Ganz frisch kann 96 heute aber nicht sein. Drei Tage Pause lagen nur zwischen Heimsieg und langer Auswärtsfahrt. „Nicht nur eine Frage der Frische“, bemerkt Kocak, „die inhaltliche Vorbereitung fehlt. Zwischen den Spielen vorher gibt es schon gravierende Unterschiede.“ Kocak hatte „keine Einheit“, um 96 für Nürnberg zu präparieren.


Eine physische Regenschlacht?
Anders als Hamburg, Bielefeld oder Kiel komme der „Club“ „über die Robustheit, über Kompaktheit in den Zweikämpfen“, sagt der 96-Trainer. Prototypischer Zweitligafußball also, mit dem sich 96 schwertut, in etwa so schwer wie mit Eckbällen oder Freistößen der Gegner. Ausgerechnet Nürnberg hat „mit Geis einen fantastischen Schützen“, findet der 96-Trainer. Außerdem „mit Frey, Behrens, Erras, Margreitter gute Standardspieler“.
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"Henne ist eine Überlegung wert"
Kocak deutete schon an, welches Stoppschild er aufbauen möchte gegen die hereinrauschende fränkische Standardgefahr. Hendrik „Henne“ Weydandt, beim 3:1 gegen Kiel der spielentscheidende Joker, „ist eine Überlegung wert, wir schauen, ob wir ihn in unseren Matchplan einbauen“. Es dürfte eher ein Matschplan werden, wenn die Wettervorhersage für Nürnberg stimmt. Es soll dauerhaft regnen, nasse Kälte bei 4 Grad – ein Abend für leidensfähige Kämpfer. Hier bietet sich Weydandt mit seinen 1,95 Metern Länge als perfekt gebauter Schutzschirm an.
Eigentlich spielt Weydandt ja Stürmer und soll Tore erzielen. Sieben schoss er in dieser Saison, mehr hat keiner bei Hannover, obwohl der 24-Jährige lange an der Ferse verletzt war. Gegen Kiel kam er für John Guidetti. Mit dem extrovertierten Schweden spielte Weydandt heute wohl zum ersten Mal zusammen. Aber auch dieses Sturmduo muss sich erst finden.
User-Noten: So habt Ihr die Spieler von Hannover 96 gegen Holstein Kiel gesehen
Sportredaktion Hannover
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