Gibt natürlich ungewöhnlichere Verletzungen im Sport, als sich beim Kofferpacken im Teamhotel den Rücken so zu lädieren, dass die Mitarbeit beim Spiel in Würzburg nicht möglich ist. Der frühere 96-Profi Leon Andreasen musste etwa nach einem Schnitzer beim Paketöffnen zur Sehnen-OP ins Krankenhaus, es gab bei hannoverschen Spielern häuslich bedingte Zerrungen und Zehenbrüche, und auf dem Platz erlitt der frühere Mittelfeldmann Chavdar Yankov sogar mal einen Penisbruch.
Der aktuelle Trainer von Hannover 96 musste mit seinem Rückenleiden lediglich im Zimmer ruhen, die Informationen aus dem Stadion trugen allerdings nicht zur Linderung seiner Schmerzen bei.



Kenan Kocak wird seine Kräfte brauchen, um den sportlichen Pflegefall 96 schnell zu lösen. Nach der vierten Auswärtspleite dieser Saison, einer leblosen Vorstellung beim Tabellenletzten, brauchen der malade Trainer und seine kränkelnde Mannschaft eine sportmedizinische Rosskur: Mehr Luft, mehr Kraft, eine Blutauffrischung, Nervenimpulse für den Kopf, Hormone für die Leidenschaft – ein Impfstoff gegen die Auswärtsseuche wäre im Moment am wichtigsten, er ist aber nicht verfügbar.
Kocak gerät dabei nicht nur körperlich unter Druck – er hat einen der teuersten Kader der 2. Liga, der von allen Experten als Mitfavorit gesehen wird. Er hat weiterhin die Aufstiegs-Vorgabe des 96-Bosses, wenn auch nur noch leise. Und er hat nur noch fünf Ligaspiele in diesem Jahr, um die traurige Bilanz aufzubessern, dummerweise drei davon auswärts. Wie friedvoll das Fest und das neue Jahr noch werden können für den Trainer und einige offenbar überschätzte 96-Spieler, wird sich noch vor Weihnachten entscheiden.