Eine große Lust auf „Schadenfreude“ hat Thomas Doll in Deutschland ausgemacht, zu einer spektakulären Wutrede aus Ärger darüber hat das in Hannover allerdings noch nicht geführt. Man versteht nach ein paar Doll-Monaten bei 96 aber viel besser, was den Trainer damals in Dortmund zu seinem legendären Da-lach-ich-mir-doch-den-Arsch-ab-Auftritt gebracht hat – er ist authentisch, hat in seiner Grundehrlichkeit ein hohes Sendungsbewusstsein, und er kann einfach nicht anders.
Doll geht auf die falschen Leute los
Doll, wir haben zuletzt mehrmals darüber berichtet, fühlt sich (und seine Kollegen) zu wenig respektiert, wertgeschätzt und nicht fair für Fortschritte beurteilt. Dolls Problem ist dabei, dass er seine Unzufriedenheit zu oft betont, die Wirkung seiner Arbeit nicht in Übereinstimmung mit seinen tatsächlichen Erfolgen bringen kann, sein enormes Schmerzensgeldgehalt nicht anrechnet auf den gefühlten Kummer – und auch auf die falschen Leute losgeht.



Das sind die Trainer von Hannover 96 seit dem Aufstieg 2001
Nun ließ sich Doll in einem Interview dazu hinreißen, seinen Boss zu kritisieren. Die öffentlichen Aussagen von Martin Kind hatten dem Trainer nicht gefallen: „Auf der einen Seite wurden Spieler genannt, bei denen es angeblich nicht reicht. Wenig später sind es die Trainer, die das Potenzial nicht abrufen. Ich denke, das passt nicht zusammen.“
Man hätte mehr herausholen können
Passt es natürlich doch, denn beides stimmt: Es reicht bei vielen wichtigen 96-Spielern nicht für die 1. Liga, und trotzdem hätte ein cleverer, ideenreicher und glücklicherer Trainer sicher mehr herausholen können als lächerliche vier Punkte aus elf Spielen. Doll fordert in dem Interview auch, dass „wir in der Bundesliga wieder dahin kommen müssen, dass wir Fußballlehrer nicht der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen werden“.
Dieses Ziel muss Doll sehr bald woanders als beim Absteiger in Hannover verfolgen, und daran ist er eben auch selber schuld.
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