Dem 96-Boss Martin Kind tut inzwischen leid, was er kürzlich öffentlich über Ron-Robert Zieler gesagt hat: Der Torhüter hätte vor einem Jahr niemals verpflichtet werden dürfen – ein Fehler, teuer und sportlich folgenschwer. „Er ist doch ein toller Sportsmann, untadelig und immer gesprächsbereit. Ich wünsche ihm aus ganzem Herzen alles Gute“, sagte Kind am Sonntag.
Da passt es sich gut, dass Zieler seine ganze Kraft ab Montag wohl auch offiziell für einen neuen Arbeitgeber einsetzen kann. Bundesligist 1. FC Köln hat sich am Wochenende mit dem 31-Jährigen geeinigt, am Samstag verhandelte Zieler dort auch mit dem Sport-Geschäftsführer Horst Heldt – der sagte danach: „Ich denke, das ist eine für alle Seiten vernünftige Lösung, die jedem weiterhilft.“



Kaufen wollte der frühere 96-Manager den Weltmeister von 2014 allerdings nicht, Zieler wird für ein Jahr geliehen, eine Gebühr wird nicht fällig. Anfangen muss er als Nummer zwei hinter Timo Horn (27), der noch einen Vertrag bis 2023 hat, aber wegen einiger Slapstick-Gegentore und Unsicherheiten bei der Strafraumbeherrschung auch Kritiker in seinem Klub hat.
In Köln ist Kessler in Ungnade gefallen
Den Vertrag des bisherigen Ersatztorhüters Thomas Kessler wollten die Kölner nicht verlängern, der 34-Jährige soll eine neue Rolle im Klub erhalten – Trainer Markus Gisdol hatte Kessler offenbar nicht zugetraut, genügend Druck auf Horn machen zu können.
Köln ist für Zieler nicht nur sportlich eine erstklassige Adresse. Von 1999 bis 2005 spielte er beim FC in Jugendteams, bevor er zu Manchester United und 2010 schließlich zu 96 wechselte. Er besitzt in Köln sogar eine Wohnung und hat dort zahlreiche familiäre und private Verbindungen.
Ron-Robert Zieler: Bilder seiner Karriere
Damit kann 96 nun recht schnell eine sportliche Baustelle schließen, die Trainer Kenan Kocak und Sportdirektor Gerhard Zuber durch die Verpflichtung von Michael Esser als neuer Nummer eins vor knapp zwei Wochen geöffnet hatten. Kocak wollte unbedingt einen Torhüter, der ihm in der kommenden Saison den Aufstieg festhalten kann – und traute Zieler diese Mission nicht zu.
Intern wurde sogar eine zweistellige Punktezahl hochgerechnet, die der Torhüter seine Mannschaft in der abgelaufenen Saison gekostet habe – vor allem durch luftige Fehler bei Standards, die in der 2. Liga eine entscheidende Rolle spielen.
Von Rynio bis Esser: Die Stammtorhüter von Hannover 96 seit 1979
Finanziell ist die Baustelle Zieler allerdings nicht endgültig abgearbeitet – 96-Boss Kind ist zwar froh, dass er nun für ein Jahr die 700.000 Euro Gehalt sparen kann, das gebührenpflichtige Rückkehrrisiko ist aber groß. Denn Zieler hatte im vergangenen Sommer vom damaligen Manager Jan Schlaudraff einen Vierjahresvertrag erhalten, der auch noch eine offenbar einseitige Option auf Verlängerung beinhaltet – theoretisch müsste 96 den Torhüter damit bis 2024 bezahlen.
Und bei einem möglichen 96-Aufstieg bekäme Zieler sogar eine automatische Gehaltserhöhung auf mehr als eine Million Euro, auch wenn er dann nur auf der Tribüne sitzen würde.
Kind hofft nun auf die Hilfe des sportlichen Schicksals. Zieler soll sich in Köln in einem Duell gegen Horn durchsetzen, sich für die kommenden Jahre unverzichtbar machen – und bald seinen Vertrag bei 96 auflösen. „Dann wären doch alle glücklich, das wäre eine fantastische Lösung.“ Und über Schlaudraff müsste Kind dann auch nicht mehr so oft schimpfen.
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