Es war auffällig, wie intensiv sich Domenico Tedesco mit Linton Maina beschäftigte. Soeben hatte RB Leipzig das Pokalviertelfinale mit 4:0 bei Hannover 96 gewonnen. Der Trainer nahm sich dennoch ausgiebig Zeit, um noch auf dem Platz mit dem 96-Spieler zu sprechen. Tedesco legte den Arm um Maina, sie lachten. Auf der Pressekonferenz wenig später lobte der Leipzig-Coach: „Es macht Spaß, wenn Hannover versucht zu kontern mit dem Speed, den sie haben mit Maina und Beier, und das Publikum kommt dann mit. Das strahlt schon was aus, muss ich sagen.“
Mittlerweile ist klar – Leipzig ist einer von mindestens drei Bundesligaklubs, die um den 22-Jährigen werben. Auch Hertha BSC und neuerdings Mainz 05 haben ihren Hut in den Ring geworfen. Bei 96 wird der Poker nur aus der Distanz wahrgenommen. Mainas Vertrag läuft aus – und er hat sich 96 gegenüber bereits erklärt. „Wir wissen über das Ziel Bescheid, wo er spielen will“, bestätigt 96-Sportchef Marcus Mann. Maina will in die 1. Liga – und er wird es auch schaffen. „Wir sind nicht am Zug, etwas machen zu können“, sagt Mann. „Ich kenne den aktuellen Stand bei Linton auch nicht. Wir sind da nur stiller Beobachter.“



Fragt sich, warum gleich mehrere Erstligisten einen Spieler holen wollen, der selten mal erkennen lässt, wozu er fähig sein könnte. Die einfachste Erklärung: Maina ist ablösefrei, das ist in Corona-Zeiten die neue Währung.
Und auch in einer zweiten, immer wichtiger werdenden Kategorie kann Maina punkten: Er ist schnell, auch diese Spieler suchen die Vereine. Außerdem kann Maina noch anführen, bereits in der Bundesliga gespielt zu haben. Vermutlich hoffen die jeweiligen Trainer auch, Maina den Kopf waschen und wieder in die Spur bringen zu können.
Bis Saisonende steht Maina bei 96 in der Pflicht
Bei 96 sind sie dennoch nicht böse, sondern eher erleichtert, dass Maina den Klub verlässt. Er verdient überdurchschnittlich gut, weil er noch einen Vertrag aus Erstligazeiten besitzt. Das hohe Gehalt konnte er aber nie mit konstant guten Leistungen zurückzahlen. Im Gegenteil – mit seinem nachlässigen Auftreten rückt er permanent in die Kritik. Ihm geht die Intensität ab, mit der beispielsweise der 19-jährige Maximilian Beier verlorenen Bällen hinterherjagt.
Allerdings steht Maina noch bis Saisonende bei 96 in der Pflicht. „Er hat einen Durchhänger“, sagt Mann. „Ich hoffe, dass er sich im Training noch mal Selbstvertrauen holt und an gute Leistungen anknüpfen kann.“
Das ist Hannovers 96-Rakete Linton Maina:
Trainer Christoph Dabrowski rät, „Linton sollte sich auf die Trainingsarbeit konzentrieren und sich nicht über Dinge Gedanken machen, die vielleicht in der Zukunft passieren.“ Es sind ja nur noch sieben Spiele, dann ist Zeit für Veränderung – es wird für Maina und für 96 das Beste sein.
Der schnelle Minos Gouras (23), Linksaußen wie Maina, dessen Vertrag in Saarbrücken ausläuft, wird wohl nicht Mainas 96-Nachfolger. „Er ist uns bekannt, aber er ist im Moment kein Thema“, sagt Mann, der bis vor zwei Jahren Sportchef in Saarbrücken war. Mit Lawrence Ennali hat 96 ein rein äußerlich Maina ähnlich sehendes Talent, dem der Weg nicht verbaut werden soll.
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