Es war einmal ein Spieler, dem eine große Karriere bei großen Klubs vorhergesagt wurde. Jung, schnell, dynamisch – und auch pfiffig. Zumindest, so lange man das bei Interviews feststellen konnte. Mittlerweile entzieht er sich komplett, anders als seine 96-Kollegen spricht er nicht mehr öffentlich. Außer in den üblichen Stammelinterviews nach Abpfiff bei Sky. Das ist schade, denn Linton Maina könnte erklären, was ihn umtreibt – und warum er dabei ist, seinen Ruf zu ruinieren.
Die mal heißeste 96-Aktie verfällt immer mehr. Beispielhaft zeigt sich das am Marktwert, den transfermarkt.de taxiert. Der lag im Juli 2020 bei 9 Millionen Euro – jetzt sollen es noch 2,5 Millionen sein. Aber auch das dürfte zu hoch eingeschätzt sein. Bezeichnend ist die Formkurve, die das Fachmagazin kicker von Maina anbietet – mit kleinen Dellen geht’s ständig bergab.



Wer, wenn nicht Christoph Dabrowski, der Maina schon aus der Jugend kennt, wäre dabei der geeignete Trainer, um ihn von professioneller Trainingsarbeit zu überzeugen. „Er ist nicht in der Leichtigkeit drin, da muss er wieder hinkommen“, sagt Dabrowski. „Es war natürlich fantastisch, dass er uns in Dezember und Januar neun Punkte beschert hat, das dürfen wir nicht vergessen.“ Maina schoss die Siegtore jeweils zum 1:0 gegen den HSV und in Rostock sowie beim 2:1 in Ingolstadt.
Aber auf solche Höhepunkte folgt bei ihm das nächste Tief. „Ärgerlich“ für den Trainer, dass Maina rund um das Darmstadt-Spiel mit einer Muskelverletzung für zwei Wochen ausfiel. Wieder mal. „Vielleicht hat ihn das aus dem Rhythmus gebracht.“ Dabrowski sah danach keinen Grund, die erfolgreiche Mannschaft umzubauen. Maina musste von der Bank kommen, auch gegen Kiel, „da war er mit der entscheidende Faktor für den Sieg. Leider hat er daran nicht angeknüpft am letzten Sonntag“, gibt Dabrowski zu.
Kriegt Dabrowski Maina wieder in die Spur?
Mainas Leistung gegen Nürnberg war der Tiefpunkt. Defensive Mitarbeit verweigert er. Verliert er den Ball, schaut er dem Gegner nur hinterher. Offensiv gelang ihm gar nichts. Als offensiver Außen scheint er damit gänzlich ungeeignet, denn dazu gehört die Abwehrarbeit. Verteidiger, die hinter ihm spielen, sind arm dran.
„Wir müssen ihm helfen, wieder in die Spur zu kommen“, glaubt Dabrowski unverdrossen an den 22-Jährigen. „Er kann die gewissen Momente und die zielführende Aktion haben.“ Mit dieser Hoffnung leben alle Maina-Trainer, sie wird aber zu selten erfüllt. „Er ist ein sensibler Spieler, dem man den Weg aufzeigen muss“, weiß der Coach. „Linton sollte sich auf die Trainingsarbeit konzentrieren und nicht zu viel nachdenken, sich nicht über Dinge Gedanken machen, die vielleicht in der Zukunft passieren.“



Sein Vertrag bei 96 läuft aus, und 96 wird ihm nicht mehr so viel zahlen wollen, wie er aktuell verdient. Maina ist ein Besserverdiener, seine Fanbasis in der 96-Führung ist geschrumpft. Lässt er weiter die professionelle Einstellung vermissen, dürften auch andere Klubs nicht bereit sein, für Maina ein hohes Gehalt zu zahlen. Im Sommer wollte ihn noch Werder holen. Die Bremer beriefen sich sogar auf eine Zusage, doch Maina sagte unter kuriosen Umständen ab. Auch außerhalb des Platzes läuft es bei ihm offenbar nicht reibungslos. Wer will ihn jetzt noch holen?
Fast schon tragisch, wie Maina seine Möglichkeiten verschleudert. Oder ist womöglich eine andere Sichtweise richtig – und er wird überschätzt?
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