Es ging früh los für ihn am Dienstagmorgen. Um 8.30 Uhr war 96-Manager Horst Heldt in der HDI-Arena zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Early Talk hieß die vom Verein Die Familienunternehmer e.V. organisierte Veranstaltung, bei der es um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Familienunternehmen und Fußball-Profivereinen ging.
„Wir hatten durchaus bis letzten Donnerstag oder Freitag ein kleines Fragezeichen hinter der Veranstaltung“ leitete Moderator Andreas Pralle die Diskussion ein – und sorgte damit für Gelächter unter den Besuchern. Vergangene Woche stand Heldt kurz vor einem Wechsel zum VfL Wolfsburg. Der Deal scheiterte nur, weil sich 96-Boss Martin Kind und der VfL nicht auf eine entsprechende Ablöse einigen konnte.
Heldt plauderte entspannt länger als ein Bundesligaspiel – und gab viel von seinem Privatleben preis, zum Beispiel über seine Lehre zum Kfz-Mechaniker. „Rufen Sie mich aber bitte nicht an. Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie liegenbleiben. Ich kann höchstens den ADAC rufen“, sagte Heldt zum Publikum. Geredet wurde über seine Spielerkarriere, seine Managerkarriere, den Stimmungsboykott, 50+1 – und auch den VfL Wolfsburg.
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„Ich habe letzte Woche Herrn Kind informiert, dass es mein Wunsch wäre, nach Wolfsburg zu gehen“, leitete Heldt ein. Auch die Gründe hat er Kind erklärt. Die sind bekannt: Im März 2017 hatte Heldt unter anderen Bedingungen bei 96 angefangen. 50+1 sollte in Hannover kippen, Heldt damit mehr Geld für Transfers bekommen. Ist nicht passiert. Dazu die schwierige Lage mit den Fans und die von 96 schlecht organisierte Mitgliederversammlung oder das Transfergerangel mit Aufsichtsrat Martin Andermatt.



Die Verhandlungen mit Wolfsburg scheiterten. „Es gab unterschiedliche Auffassungen darüber, was ein Manager im Fußball wert ist“, sagte Heldt. Kind wollte 5 Millionen für Heldt und den Sportlichen Leiter Gerhard Zuber, der VfL aber nicht so viel zahlen.
Ein Problem, weiter für 96 zu arbeiten, seien die gescheiterten Verhandlungen aber nicht. „Bevor es zu den Gesprächen mit Wolfsburg kam, haben Herr Kind und ich uns darauf verständigt, dass – wenn es zu keiner Einigung kommen sollte – wir dann von uns gegenseitig erwarten, dass wir weiter intensiv zusammenarbeiten“, sagte der 96-Manager. „Am Ende ist es dann zu dem Ergebnis gekommen, mit dem ich sehr gut leben kann. Das habe ich im Vorfeld respektiert. Damit ist das Thema vom Tisch.“



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Daran wirklich zu glauben, fällt jedoch schwer. Und dass wirklich alles super zwischen Heldt und Kind ist auch. Dass der Manager ein Glaubwürdigkeitsproblem in der Causa hat, weiß er selber. „Man kann sich, im Moment nachvollziehbar, vielleicht nicht an mir orientieren, aber an Martin Kind. Er ist intern sowie öffentlich dafür bekannt, dass er von seinen Statements nicht zurückrudert“, sagte Heldt.
Kind hatte den Zeitpunkt der Verhandlungen heftig kritisiert, beide Clubs stecken schließlich im Abstiegskampf. Am Wochenende könnte sich aber eine neue Situation ergeben: Holt 96 gegen Hertha mindestens einen Punkt, ist der Aufsteiger gerettet – und dann könnte der VfL einen neuen Versuch starten, Wunschkandidat Heldt doch noch in die VW-Stadt zu holen, der übrigens dem Vernehmen nach auch bei einem Abstieg des VfL in Wolfsburg anheuern würde.
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