Das zufriedene Lächeln verkniff sich Christoph Dabrowski (43) nicht, jegliche Euphorie hingegen schon. „Jetzt geht’s darum, kurz zu genießen, zu regenerieren. Aber am Sonntag wartet schon das nächste Spiel. Das wird schwer genug“, sagte der 96-Trainer nüchtern, auch wenn er nach der Pokal-Sensation von Hannover gegen Gladbach am Mittwochabend „total zufrieden und stolz“ war auf seine Mannschaft. Schließlich hatte man den Bundesligisten dominiert und beim 3:0 eindrucksvoll den ersten Einzug ins Pokal-Viertelfinale seit 15 Jahren perfekt gemacht.
Das war für den Tabellenzwölften der 2. Liga durchaus eine Überraschung. Dabrowskis Spieler ließen es deshalb diesmal mehr krachen bei der Siegesfeier. Ein Belohnungsbier gebe es „tausendprozentig“, vorfreute sich Innenverteidiger Julian Börner auf dem Weg in die 96-Kabine, „das steht hoffentlich schon bereit“. Und der unüberwindbare Torwart Ron-Robert Zieler sprach von einem „perfekten Spiel gegen einen geilen Gegner“.



96 lernt aus der Vergangenheit
Doch es ist eben die Art des Bis-Sommer-96-Trainers Dabrowski, lieber mit Ruhe zu analysieren. Das gilt für Siege und Niederlagen gleichermaßen. Pleiten gab es bisher allerdings nur eine für ihn als Proficoach in Hannover, dafür vier Siege (dreimal Liga, einmal Pokal). „Dabro hat einen großen Anteil daran, dass es aktuell gut läuft“, freut sich der Manager Marcus Mann. Frühzeitige Verlängerungsgespräche wird es deshalb nicht geben. Da hat 96 auch aus der Vergangenheit gelernt. „Wir müssen in Hannover auch mal lernen, nicht immer den dritten vor dem ersten Schritt zu machen“, sagt Mann. Fürs Erste gehe es doch darum, die gute Form nachhaltig zu konservieren. „Wir sollten unsere Energie in die richtigen Bahnen lenken“, sagt der Manager. Wenn das klappe, sei ja klar, in welche Richtung sich die Trainerfrage mittelfristig entwickele.
Dabrowski sammelt ganz nebenbei Argumente für eine längere Anstellung, auch ohne große Worte. Das Vertrauen zwischen ihm und Mann ist ohnehin groß. „Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben“, sagt Mann. Der Manager machte den Fußballlehrer zum Interimstrainer, obwohl andere 96-Bosse das Dabrowski in ähnlichen Situationen zuvor oft nicht zugetraut hatten. „Ich hatte ein gutes Gefühl dabei und bin natürlich froh, dass es jetzt so gekommen ist, wie es gekommen ist“, sagt Mann. Seit Dabrowski hat sich was gewandelt – bei Stimmung und Ergebnissen.
"In der 2. Liga brauchen wir weiterhin jeden Punkt."
Beim Pokal-3:0 gegen Gladbach spielte sein Team wie entfesselt, 96 hebelte die Taktik der „Fohlen“ aus und offenbarte die Schwachstellen. Mit den schnellen Außen überspielte die Dabrowski-Elf die Dreierkette locker und spielte die eigenen Stärken aus. Auch in den anderen Mannschaftsteilen war es „durchweg eine gute Leistung“, lobt Mann, „ich sage das nicht oft, aber wir können wirklich sehr zufrieden sein – mit dem Spielverlauf, der Art und Weise, dem Ergebnis.“ Dabrowskis Taktikkniffe gingen auf, die Mannschaft steht geschlossen hinter ihrem Trainer. Das unterstreichen die Leistungen auf dem Platz.
Das Ergebnis dürfen die Spieler genießen, auch am Donnerstag noch ein bisschen, betont Mann. Aber gleichwohl könne 96 das „richtig einordnen“, sagt der Manager: „In der 2. Liga brauchen wir weiterhin jeden Punkt.“ Das sieht auch Dabrowski so, bei aller Freude ganz nüchtern. „Man darf jetzt aber nicht überheblich oder arrogant sein“, findet der Trainer, „wir sind nach wie vor in einer Situation, wo wir uns weiter stabilisieren müssen.“ Kein Wunder, dass sein Fokus auf dem Sonntagspiel (13.30 Uhr, HDI-Arena) gegen Dynamo Dresden liegt.
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