Die Stürmer bei Hannover 96 treffen das Tor nicht? Das mag für Lukas Hinterseer gelten oder Hendrik Weydandt. Aber nicht für Moussa Doumbouya. Der 24-Jährige trifft in jedem Spiel. Allerdings nicht in der 2. Liga, sondern in der Meisterrunde der 4. Liga. Der treffsicherste Torjäger soll wirklich in der Regionalliga versauern? 96-Cheftrainer Christoph Dabrowski holte den 24-Jährigen am Montag schon mal für eine Dreiviertelstunde zurück ins Profitraining.
Von dort war er im September von Dabrowskis Vorgänger Jan Zimmermann wieder zu den Amateuren geschickt worden. Davor wiederum hatte Doumbouya ein Zwischenhoch bei Kenan Kocak in der 2. Liga gehabt. Wie ernst meint es 96 nun wirklich mit ihm?



„Er hat in den letzten drei Spielen fünf Tore gemacht“, erklärt Dabrowski. „Das wollte ich belohnen.“ Doumbouya schoss beim 4:4 der 96-Reserve in Ottensen drei Tore, eins bereitete er noch direkt vor. Dieter Schatzschneider, Jugendscout und Förderer des Stürmers, war beeindruckt von der Doumbouya-Show: „Die Hamburger haben mich gefragt, warum spielt der nicht bei euren Profis?“
Eine berechtigte Frage. Doumbouya schien unter Kocak den Durchbruch zu schaffen, köpfte ein Tor gegen Aufsteiger Fürth in der 2. Liga. Unter Kocaks Nachfolger Zimmermann fiel er nach der Sommervorbereitung durch. Dabrowski setzte weiter in der Regionalliga auf ihn, der Rückschlag war ihm anzumerken. Der Geflüchtete aus Guinea hatte auch dank der Förderung durch 96-Legende Altin Lala kurz vor dem Profivertrag gestanden. Der neue Anlauf fiel ihm schwer, aber er traf immer noch in jedem zweiten Spiel, sechs Treffer in der Hauptrunde. Nun, in der viel anspruchsvolleren Meisterrunde, startet Doumbouya durch. Mit fünf Toren ist er der Toptorjäger der Liga.
Schatzschneider schwärmt von Doumbouya
„Er ist jetzt auf einem Toplevel, total austrainiert“, sagt Schatzschneider. Ottensen bekam den 1,88 Meter langen Angreifer nie in den Griff. „Er hat Tore mit dem Kopf und mit dem Fuß gemacht, das war teilweise einer gegen alle“, sagte Schatzschneider. „Wenn das bei ihm nicht Zweitliga-Niveau ist, weiß ich auch nicht.“
Doumbouya hat in Hannover einen guten Namen. Er ist beliebt bei den Fans, wegen seiner Wucht und seiner bewegenden Geschichte. Er war 2017 mit einem Boot von Libyen über das Mittelmeer nach Europa geflüchtet. Er landete in Celle, begann eine Ausbildung zum Dachdecker, kickte für den SC Wietzenbruch, wechselte zu Eintracht Celle. Mit 34 Toren schoss er den Klub zum Oberligaaufstieg. Schatzschneider lotste ihn mit Lalas Hilfe 2019 zu 96, er schwärmte oft von ihm, aber „so stark habe ich Moussa noch nie gesehen“, sagte er nach dem Dreierpack.
Top-Torschützen in Bildern: die 50 erfolgreichsten Torjäger in der Geschichte von Hannover 96 (Stand: 9. Oktober 2021)
Was Doumbouya in der 4. Liga innerhalb von drei Spielen gelang, das schaffen die Hinterseers, Weydandts und Cedric Teucherts in vier Spielen nicht. 96 verlor alle vier Duelle und erzielte dabei nur zwei Treffer. „Er trainiert in dieser Woche bei uns mit“, kündigt Dabrowski an. „Was daraus wird, kann ich noch nicht sagen.“ Auch nicht, ob Doumbouya gegen Regensburg erstmals wieder im Kader stehen wird. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“
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