Es ist nichts falsch an einem „echten Neuner“. So nennen sich die kantigen Strafraumstürmer wie Simon Terodde (Schalke/19 Tore), Guido Burgstaller (St. Pauli/17) oder Robert Glatzel (Hamburger SV/16). Alle tragen die Ziffer „9“ auch auf dem Rücken, genau wie Hendrik Weydandt von Hannover 96. Weydandt erzielte bisher in dieser Saison nur ein Tor. Sein Kollege Lukas Hinterseer, als Ersatz für Marvin Ducksch (15 Tore) gekommen, traf gar nicht. Trotzdem stehen beide mit erstaunlicher Regelmäßigkeit in Hannovers Startelf. Dass 96 in der Torstatistik Vorletzter der Liga ist, in der Torschussstatistik sowie der Chancenverwertung Drittletzter, liegt nicht zuletzt an dem Sturmchaos, das seit Saisonbeginn in Hannover herrscht. 96 hat die „falschen Neuner“.
Weydandt startete überraschend in Schalke, und lieferte eines seiner besseren Spiele dieser Saison. Er rutschte knapp am Führungstreffer vorbei, legte für Sebastian Kerk vor, der ebenfalls fast das 1:0 schoss. Weydandt verteidigte mit, rannte, kämpfte, machte und tat. Aber es gelingt ihm seit dem Hinspiel gegen Heidenheim kein Treffer mehr. Bei 23 Einsätzen (691 Minuten) steht ein Tor auf seinem Konto. Der Sollbereich bei Lukas Hinterseer ist komplett leer: bei 15 Einsätzen und 1024 Minuten Einsatzzeit.



Angesprochen auf Hinterseer, und das wird Christoph Dabrowski jede Woche, erklärt der Trainer, dass der Österreicher gut trainiere und der Knoten irgendwann platzen werde. Vor dem Schlussspurt im Abstiegskampf dürfte das Vertrauen dennoch langsam aufgebraucht sein. Auf die Torexplosion bei Hinterseer wartet 96 nun schon seit dem letzten Sommer.
Da Stürmer Cedric Teuchert im Winter kam, kann auch Dabrowski anders planen. Teuchert ist ein so genannter „falscher Neuner“, der um die Verteidiger herumschleicht, schnell antritt und eher mit Auge statt mit Körper spielt. Mit seiner eher lässigen Haltung stellt er das Gegenstück zu einem Stürmer wie Weydandt dar. Auch Maximilian Beier hat Qualitäten in der Spitze gezeigt. Wahlweise gesellt sich Sebastian Kerk, Hannovers bester Schütze (7 Tore), als zweite Spitze dazu.
Beste Karten mit technischer Konstellation
Teuchert, Kerk, Beier, dazu der fleißige Sebastian Stolze – mit diesem Quartett hatte 96 bisher die besten Karten. Diese vier spielten auch bei den Siegen in St. Pauli (3:0) und gegen Kiel von Anfang an. In dieser eher technischen Konstellation kommt der Spielkombinierer Kerk offensichtlich besser zurecht.
In den vier Niederlagen darauf verlor 96 offensiv den Faden und stürmte kaum halb so gut wie zuvor. Gegen Leipzig (0:4) verhungerte Kerk in der Spitze, in Sandhausen (1:3) Hinterseer, gegen Nürnberg (0:3) wieder Hinterseer und in Schalke (1:2) Weydandt.
So haben die SPORTBUZZER-User die 96-Profis nach dem 1:2 beim FC Schalke 04 benotet:
Allen vier Niederlagen in Serie war gemein, dass 96 nicht einmal halb so oft aufs gegnerische Tor schoss wie zuvor in St. Pauli oder gegen Kiel. Die Durchschlagskraft kommt in der Offensive am ehesten von den Spieler, die körperlich nicht so kräftig gebaut sind. Zum Beispiel von Beier, der wegen einer Corona-Infektion eine Woche fehlte und in Schalke noch nicht auf seinem höchsten Belastungsniveau war.
Dass der 96-Angriff in seiner Zusammenstellung und Umsetzung nicht fit genug für die 2. Liga ist, das zeigen die Zahlen deutlich. Im Abstiegskampf braucht 96 dringend ein verlässliches Angriffsmuster – mit echten oder falschen Neunern.
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