28. März 2022 / 08:25 Uhr

Der 96-Trainingszoff: Hat Dabrowski den Laden im Griff – und wie tief sitzt der Frust?

Der 96-Trainingszoff: Hat Dabrowski den Laden im Griff – und wie tief sitzt der Frust?

Andreas Willeke und Dirk Tietenberg
Hannoversche Allgemeine / Neue Presse
Manager Marcus Mann (rechts) ist überzeugt davon, dass Trainer Christoph Dabrowski die Mannschaft im Griff hat.
Manager Marcus Mann (rechts) ist überzeugt davon, dass Trainer Christoph Dabrowski die Mannschaft im Griff hat. © Florian Petrow
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Nach dem Trainingszoff am Freitag stellen sich bei 96 viele Fragen, die schnell beantwortet werden müssen. Hat Christoph Dabrowski den Laden (noch) im Griff? Welche Strafe droht Lukas Hinterseer? Stimmt die Chemie im Team nicht? Eine Annäherung.

Das Wetter war ja schön, der Himmel blau – vielleicht konnte das die Gemüter bei 96 beruhigen. Christoph Dabrowski hat seine Mannschaft nach dem Trainingszoff am vergangenen Freitag schließlich mit dem Wunsch in ein „schönes Wochenende“ verabschiedet. Passte also von den äußeren Bedingungen. Nur wie es im Inneren des Mannschaftskörpers aussieht, das bleibt mehr denn je die Frage. 

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Hat der Kopf – also Trainer Dabrowski – noch alles im Griff? „Ja, hat er“, sagt Sportchef Marcus Mann. „Wir sitzen alle im gleichen Boot, und er sitzt vorne.“ Das Problem ist der Zeitpunkt des Vorfalls, der kaum ungünstiger sein könnte. Das 96-Boot ist in Stromschnellen geraten, die in einem Wasserfall enden können. Bei nur noch sieben Spielen „bringt es nichts, sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren“, meint Mann. „Wir biegen auf die Zielgerade ein.“

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Der Manager hat jedes Interesse, „die Energie richtig zu bündeln und zu kanalisieren“. Die Lage soll schnellstmöglich beruhigt werden. „Das Ganze ist intern zu lösen und zu diskutieren“, sagt 96-Chef Martin Kind. „Das ist auch erfolgt. Wir brauchen keine neue Baustelle.“

Der Sportchef kündigt indirekt eine Strafe für Lukas Hinterseer an, der Tim Walbrecht böse umgetreten hatte. Was letztlich zum Abbruch des Trainings geführt hatte. Ein Frustfoul vermutlich. „Das werden wir zügig intern besprechen“, erklärt Mann. Hinterseer könnte zu einer Extrazahlung an die Mannschaftskasse verdonnert werden. Weitere disziplinarische Maßnahmen soll es nicht geben.

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Der Frust scheint tiefer zu sitzen

Es allein auf Hinterseer zu schieben, greift auch viel zu kurz. Gefährlicher und schwieriger zu entspannen dürften die vielen verbalen Scharmützel untereinander sein. Der Frust scheint tiefer zu sitzen. Das öffentlich gern präsentierte Bild vom ach so tollen Teamgeist scheint demnach nichts mit der Realität zu tun zu haben.

„Es müssen nicht alle zu allem Ja und Amen sagen“, meint Mann. „Ein bisschen Reibung tut gut, aber das muss Grenzen haben.“ Das sei „einen Tick drüber gewesen“. Fragt sich allerdings auch, warum Dabrowski nicht früher eingegriffen hat, um die Emotionen herauszunehmen. So schaukelte sich die Atmosphäre hoch, das Gift kroch von Minute zu Minute tiefer in die Mannschaft.

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Der Spielplan von Hannover 96 in der Zweitliga-Saison 2021/22 in der Galerie - vom 1. bis zum 34. Spieltag. ©

Nur welches Gegengift hilft jetzt auf die Schnelle? Dabrowski muss ab dem Training am Montag Wege finden, die Spieler wieder zu einem Team zusammenzuschweißen. Oder Störfaktoren zu erkennen – und dann konsequent zu handeln. Als Teambuilding-Maßnahme mit Flößen den Bergbach herunterzupaddeln, fällt ja nun weg.

Es sollte doch jedem Spieler längst klar sein, dass die nächsten beiden Spiele gegen Regensburg und Aue gewonnen werden müssen – wenn man nicht bis zum letzten Spieltag zittern will. Ausgerechnet vor diesen beiden Abstiegsendspielen jedoch zu vermitteln, dass man sich selbst zerfleischt, wird eher nicht helfen. „Wir müssen uns auf die Aufgaben konzentrieren“, fordert Kind. „Ruhe ausstrahlen!“, ist die Vorgabe das Sportchefs. Dabei wird entscheidend sein, das nicht nur anzukündigen, sondern auch zu leben.

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