02. Oktober 2018 / 05:24 Uhr

Hansa-Krise: Die Zahlen sprechen für Dotchev

Hansa-Krise: Die Zahlen sprechen für Dotchev

Sönke Fröbe
Ostsee-Zeitung
Hansa-Cheftrainer Pavel Dotchev (53) ist seit Sommer 2017 im Amt. Sein Vertrag endet im Juni 2019.
Hansa-Cheftrainer Pavel Dotchev (53) ist seit Sommer 2017 im Amt. Sein Vertrag endet im Juni 2019. © LUTZ BONGARTS
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Der Bulgare ist gemessen am Punkteschnitt der erfolgreichste Coach von Hansa Rostock der 2000er Jahre. Willi Evseev wieder zurück im Training.

Rostock. Nach einem freien Wochenende hat Hansa gestern Nachmittag die Vorbereitung auf das richtungweisende Heimspiel am Freitagabend gegen den Karlsruher SC begonnen. Die gute Nachricht: Abwehrchef Oliver Hüsing und Flügelflitzer Marcel Hilßner mischten auf dem Trainingsplatz mit: Die lange verletzten Leistungsträger sollen helfen, im Spiel gegen den Tabellenzweiten für mehr Stabilität zu sorgen, das Ruder wieder herumzureißen und damit die Diskussionen um Pavel Dotchev verstummen zu lassen.

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Analyse der Situation noch nicht abgeschlossen

„Die Trainerdiskussion ist entstanden, weil die Ergebnisse nicht stimmen“, hatte in der vergangenen Woche Klubchef Robert Marien gesagt, der gestern die erste Einheit der Woche auf dem Platz verfolgte. Nach einer kurzfristig anberaumten Krisensitzung von Aufsichtsrat, Vorstand und Trainer Dotchev am Freitagabend ging man mit einem Burgfrieden auseinander. „Für mich geht die Vorbereitung ganz normal weiter. Ich bin sehr zuversichtlich“, sagte Dotchev gestern. Er darf vorerst weitermachen, auch der wegen seiner Transferpolitik ebenfalls in die Kritik geratene Sportvorstand Markus Thiele bleibt.

Die „ehrliche Analyse“, die Marien gefordert hatte, sei noch nicht abgeschlossen, hieß es nach dem Treffen. Man müsse gegen die üblichen Mechanismen des Profifußballs ankämpfen, hatte Marien schon zuvor erklärt. Und das könnte im „Fall“ Dotchev durchaus Sinn machen – vor allem, wenn man die puren Zahlen zugrundelegt.

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Seit 2000: Dotchev hat den besten Punkteschnitt

Gemessen am Punktedurchschnitt pro Spiel ist der 53-jährige Fußballlehrer der erfolgreichste Trainer, den der Koggenklub in diesem Jahrtausend beschäftigt hat. In 47 Ligaspielen trug der seit dem 1. Juli 2017 amtierende Dotchev bislang Verantwortung. Seine saisonübergreifende Bilanz: 19 Siege, 14 Unentschieden, 14 Niederlagen. Das sind 71 Punkte in 47 Spielen, also 1,51 Punkte im Durchschnitt pro Ligaspiel.

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Zum Vergleich: Seine – vorzeitig entlassenen – Vorgänger Christian Brand (1,21/ 56 Spiele) und Karsten Baumann (1,14/ 37 Spiele) schnitten deutlich schlechter ab. Sogar Hansas Trainer-Ikone Frank Pagelsdorf kommt in seinen langen und erfolgreichen Amtszeiten (insgesamt 214 Ligaspiele) – allerdings in der 1. und 2. Bundesliga – „nur“ auf einen Durchschnittswert von 1,43 Punkten pro Spiel.

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Platz 1: Rade Prica steht an der Spitze des Rankings: 2002 holte der FC Hansa den Stürmer für 2,2 Millionen Euro vom ehemaligen schwedeischen Erstligisten Helsingborgs IF. Er ist der teuerste Transfer der Rostocker Vereinsgeschichte. Zur Galerie
Platz 1: Rade Prica steht an der Spitze des Rankings: 2002 holte der FC Hansa den Stürmer für 2,2 Millionen Euro vom ehemaligen schwedeischen Erstligisten Helsingborgs IF. Er ist der teuerste Transfer der Rostocker Vereinsgeschichte. ©

Saisonbestwert hält noch Peter Vollmann

Den historischen FCH-Bestwert für eine Saison hält Hansas letzter Aufstiegstrainer: Peter Vollmann. In der Spielzeit 2010/11 holten die Rostocker unter ihm 78 Punkte in 38 Spielen (2,05 Punkte im Durchschnitt pro Spiel). Eine erfolglose Zweitliga-Hinrunde (0,65) und eine missratene zweite Amtszeit in der Saison 2014/15 (0,85) drückten Vollmanns Punktedurchschnitt pro Spiel aber auf 1,41 Punkte.

Bei Pavel Dotchev zeigt die Kurve in dieser Saison ebenfalls nach unten. In neun Spielen brachten es die Rostocker auf nur drei Siege, zwei Unentschieden und vier Niederlagen. Elf Punkte und ein schlechtes Torverhältnis reichen gerade mal für den ersten Nichtabstiegsplatz und einen mäßigen Punktedurchschnitt von 1,22 pro Spiel. Entscheidend befeuert wurde die schwelende Krise durch das 1:4-Debakel gegen Preußen Münster vor einer Woche. Die herbe Heimpleite muss sich auch der bei den Fans beliebte Trainer ankreiden lassen. Seine nach der Nullnummer in Großaspach ohne große Not gewagten Aufstellungsexperimente in der Viererabwehrkette erwiesen sich buchstäblich als Eigentor: Bei allen Gegentreffern sahen die Verteidiger schlecht aus. Dotchev ist aber überzeugt, dass es mit Hansa wieder aufwärtsgeht, wenn die seit Monaten schmerzlich vermissten Hüsing und Hilßner zurückkehren. „Dann“, sagt der Trainer, „haben wir eine topbesetzte Mannschaft“.

Nach Hilßner und Hüsing auch Evseev zurück im Training

Und das wird wohl bereits gegen den KSC der Fall sein. Neben Hüsing und Hilßner meldete sich auch Willi Evseev nach überstandenden Knieproblemen im Training zurück. „Sie könnten für Freitag Alternativen sein“, sagt Dotchev.

Übrigens: Wechsel auf Hansas Trainerstuhl hatten in der Vergangenheit – wenn überhaupt – allenfalls einen kurzfristigen Effekt. Auch das verrät ein Blick in die Statistik: Dotchev ist seit dem Jahr 2000 der 24. Trainer beim Koggenklub. Auch vor diesem Hintergrund hatte Marien im Sommer mehr Nachhaltigkeit bei Personalentscheidungen versprochen, zumal Dotchev Hansa „fußballerisch wachgeküsst“ habe. Die Zeiten des schnellen Heuerns und Feuerns sollen der Vergangenheit angehören, kündigte der Klubchef vor wenigen Wochen an: „Es wird sicher auch mal schwächere Perioden geben. Dann müssen und werden wir zusammenstehen.“

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