Was bedeutet Ihnen der Aufstieg mit Hansa?
Es war ein extrem spannendes Saisonfinale. Wir alle standen unter großem Druck, Woche für Woche liefern zu müssen. Ich bin sehr glücklich, dass wir uns für die Arbeit belohnt haben und nach neun Jahren die Sehnsucht so vieler Menschen nach dem Aufstieg in die 2. Liga erfüllt haben. Für mich war es ein außergewöhnlich schöner und besonders emotionaler Moment.
Wie haben Sie den Aufstieg gefeiert?
Ich habe das eher von außen im Stillen genossen – und an alle gedacht, die Anteil am Erfolg hatten. Ich habe versucht, die Saison zu reflektieren, geschaut, was ich, was wir gemeinsam noch besser hätten machen können. Viel Zeit, zu verweilen, zu genießen und zu verarbeiten hatte ich aber nicht. Denn jetzt gilt es schon wieder, eine Mannschaft zusammenzustellen, die in der 2. Liga konkurrenzfähig ist.



Der Job, den wir alle machen, frisst eine Menge Energie, denn er begleitet uns permanent. Auf der anderen Seite macht es unglaublich viel Spaß. Es gibt einem Energie zurück, wenn man gemeinsame Ziele verfolgt und sie erreicht.
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Welchen persönlichen Stellenwert hat dieser Aufstieg in ihrer Karriere?
Ich bin mehrmals als Spieler und vor ein paar Jahren als Trainer und sportlicher Leiter mit dem FC Mecklenburg Schwerin aufgestiegen. Das war aber eine andere Nummer, als dass, was wir jetzt erreicht haben. Der Aufstieg mit Hansa ist für mich das Größte. Jeder, der mich kennt, weiß, wie viel er mir bedeutet.
Hansa hat aktuell kaum gestandene Zweitligaprofis. Auch für Trainer Jens Härtel und Sie selbst ist die 2. Liga weitestgehend Neuland. Ist das ein großer Nachteil?
Wir versuchen in unseren Planungen an dieser Stelle anzusetzen und das auszugleichen. Die Liga ist so prominent besetzt wie nie zuvor. Viele der Vereine, die dabei sind, bringen eine Menge Geld mit, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Die Liga wird uns allen – auf und neben dem Platz – sehr viel abverlangen.
Wird der Klassenerhalt in der 2. Liga noch schwerer als der Aufstieg?
Ich gehe davon aus, dass der Kraftakt, die Klasse zu halten, genauso groß wird, wie der Aufstieg.
Sie haben sechs Spielern, die Anteil am Erfolg hatten, mitgeteilt, dass der gemeinsame Weg endet. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?
Es fällt immer schwer, solche Entscheidungen zu treffen, zumal es alles Härtefälle waren. Wenn man romantisch denkt, hätten es alle sechs verdient gehabt, mitgenommen zu werden. Die Realität ist aber eine andere. Unsere Aufgabe ist es, die Qualität im Kader zu verbessern.
Der Verein hat angekündigt, auch Spieler mit laufenden Verträgen abgeben zu wollen. Wie groß muss der Umbruch sein, um einen in der 2. Liga konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen?
Unsere Mannschaft soll in der kommenden Saison aus ca. 26 Feldspielern und drei Torhütern bestehen. Ich gehe davon aus, dass wir zwischen sechs und neun Spieler dazu holen werden. Wenn sich Spieler mit laufenden Verträgen nicht verleihen lassen möchten, werden wir weniger machen.
Auf welchen Positionen ist der Bedarf am größten?
Wir glauben, dass wir in fast allen Mannschaftsteilen optimieren müssen. Es geht vor allem um mehr Tempo, Kopfballstärke und Durchsetzungsvermögen.
Wie sieht – neben sportlicher Klasse – das Anforderungspotenzial aus?
Wir brauchen Jungs, die hungrig sind und Bock haben, in der 2. Liga zu spielen. Im vergangenen Jahr hat uns die Mentalität der Mannschaft stark gemacht. Sie bleibt eine wichtige Grundlage. Spieler, die zu Hansa Rostock kommen, sollten nicht des Geldes wegen, sondern wegen der Aufgabe beziehungsweise der Perspektive kommen. Darüber hinaus sollten sie wissen, dass wir kein normaler Verein sind. Wir leben durch unsere vielen Mitglieder und Fans. Dem müssen sich unsere Spieler stellen.
Hansa hatte in der jüngeren Vergangenheit Spieler – beispielsweise Cebio Soukou und Aaron Opoku – an Zweitligisten abgegeben. Wird es Rückholaktionen geben?
Ich schließe nichts aus. Generell wollen wir Spieler verpflichten, die ihre Qualität bereits höherklassig unter Beweis gestellt haben. Gleichzeitig verlieren wir aber auch Perspektivspieler aus der 3. Liga nicht aus den Augen.
Wie dick ist Ihr Portemonnaie für Neuverpflichtungen?
Wir haben uns intern zusammengesetzt und über unsere Zahlen und die der anderen Zweitligisten gesprochen. Mit unserem Budget werden wir eine schlagkräftige Mannschaft aufstellen. Ich glaube zudem, dass es nicht nur um die Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel geht. Wir haben mit einem Budget, das in der 3. Liga Mittelmaß war, eine gute Performance hingelegt.
Bislang hat sich in Bezug auf Neuverpflichtungen noch nichts getan. Woran liegt das?
Wir haben den Trainer in der Schlussphase der Saison mit Personalplanungen bewusst in Ruhe gelassen, damit er sich voll auf die Aufstiegsaufgabe konzentrieren konnte. Danach haben wir ihn mit vielen Informationen versorgt. Jetzt laufen eine Reihe persönlicher Gespräche mit Spielern und deren Beratern.
Werden zum Trainingsstart am 16. Juni neue Spieler dabei sein?
Davon gehe ich fest aus. Viele Dinge laufen jetzt im Hintergrund.
Haben Sie selbst Urlaub geplant?
In den Sommerferien habe ich keine Zeit, Urlaub zu machen. Es ist so viel zu tun, dass ich maximal zwei, drei Tage habe, um mit meiner Familie in Mecklenburg etwas zu unternehmen. Das ist kein Problem, denn im Oktober und nach der Transferperiode im Februar kann ich das nachholen.
Wird es ein Trainingslager geben?
Ich war immer ein Freund davon, ins Trainingslager zu fahren, um die Gruppe enger zusammenzubringen. Derzeit beobachten wir, was möglich ist. Wenn es die Corona-Lage und die Verordnungen zulassen, werden wir ins Camp gehen. Wenn nicht, können wir uns auch Zuhause in unserem gewohnten Umfeld gut vorbereiten.
Wie weit sind Sie mit der Vorbereitung von Testspielen?
Geplant ist, mit Testspielen gegen Teams aus der 5. oder 6. Liga zu beginnen. Die Pandemie und die unterschiedlichen Starttermine der Ligen machen die Planungen kompliziert. Weil wir in der 2. Liga deutlich früher als die 1 Liga starten, kommen Tests gegen uns für Erstligisten wahrscheinlich zu früh. Wir werden dennoch ein gutes und anspruchsvolles Vorbereitungsprogramm hinbekommen – und die Termine bekanntgeben, wenn sie feststehen.
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