Bernd Neuendorf ist ein Politiker. Das merkt man dem Mann, der stets die Brille auffällig auf seiner Glatze trägt, sofort an. Er weiß ganz genau, was er sagt und tut. Und wie es so ist mit Politikern, passiert dies selten ohne Kalkül. Am Freitag nach dem peinlichen Scheitern der Nationalelf fand der DFB-Präsident klare Worte. Er kündigte eine schonungslose Analyse an und forderte von seinen wichtigsten Mitarbeitern, Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff, eine Aufarbeitung. Zumindest im Fall Bierhoff dürfte sich Neuendorf dessen Vortrag zwar noch mal anhören, das Urteil scheint aber gefällt: Nach 18 Jahren im Verband wird der ehemalige Stürmer seinen Posten räumen müssen – zu Recht.
Und auch für Flick dürfte es schwierig werden, den DFB-Boss und seinen Vize, Hans-Joachim Watzke, davon zu überzeugen, ihm weiter zu vertrauen. Zu lang ist seine Fehlerliste, allen menschlichen Qualitäten zum Trotz. Und zu reizvoll ist die Chance, den einzigen Coach zurück in die Heimat zu locken, dessen bloße Anwesenheit eine neue Euphorie in Deutschland entfachen könnte: Jürgen Klopp.
Der hat seinen Vertrag beim FC Liverpool zwar gerade erst bis 2026 verlängert, dennoch würde es ihm niemand verübeln, wenn er mit Blick auf die Heim-EM sein Land retten will. Die schwarz-gelbe Vergangenheit von Watzke und Klopp ist bekannt, die beiden verbindet eine enge Freundschaft – ganz im Gegensatz zur anderen Flick-Alternative Thomas Tuchel. Auch wenn es schwierig wird, da Klopp-Berater Marc Kosicke erwartungsgemäß sagte, der Coach wolle seinen Kontrakt bei den "Reds" erfüllen.
Sollte Neuendorf der Klopp-Coup trotzdem gelingen, wäre er auf einen Schlag der große Gewinner. Und die Stimmung endlich wieder positiv.
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