Vor dem zweiten deutschen Gruppenspiel bei der WM in Katar will Bundestrainer Hansi Flick möglichen Ausreden offenbar einen klaren Riegel vorschieben. Der Wirbel um die von der FIFA unter Androhung von Sanktionen verbotene "One Love"-Kapitänsbinde, die Debatte um das gegen FIFA-Regularien verstoßende Nicht-Erscheinen eines Spielers bei der Pressekonferenz vor der für diesen Sonntag (20 Uhr, ZDF und Magenta TV) angesetzten Partie - all dem will Flick keine große Bedeutung beimessen. Entsprechend kurz angebunden antwortete der Bundestrainer am Samstag auf die Frage eines Medienvertreters, ob sich die Spieler mit zu vielen nicht-sportlichen Themen beschäftigen müssen: "Nein, überhaupt nicht."
Die FIFA-Regularien sehen vor, dass am Tag vor einem Spiel neben dem jeweiligen Trainer auch ein Aktiver für Fragen zur Verfügung stehen muss, und zwar nicht im jeweiligen Teamquartier, sondern im Medienzentrum in Doha. Da dieses jedoch im Fall der DFB-Auswahl mehr als eine Autostunde entfernt ist und entsprechend einen Spieler vorübergehend aus der Vorbereitung auf die Begegnung gegen Spanien herausgenommen hätte, entsandte der DFB nur Flick nach Doha. "Wir wollen keinem Spieler zumuten, hier so lange zu fahren. Insgesamt sitzen wir fast drei Stunden im Auto. Ich habe gesagt, ich mache das alleine. Von 1 bis 26 sind alle wichtig. Die Spieler sollen sich in dieser wichtigen Phase auf das Training vorbereiten, das wir heute Abend noch machen", erklärte der DFB-Coach die Entscheidung. Flick sprach bei der Pressekonferenz außerdem über...
...den Spielstil von Gegner Spanien: "Es geht Eins gegen Eins auf jeder Position: Es ist morgen entscheidend, dass wir in der Lage sind, die Duelle zu gewinnen. Darauf kommt es an. Spanien ist eine Mannschaft, die schon immer das 4-3-3 spielt ähnlich wie der FC Barcelona, die systemunabhängig vom Gegner ihre klaren Automatismen hat. Wir haben einen Plan - wir hoffen, dass der morgen aufgeht."
...die spanischen Jungstars Pedri (20) und Gavi (18): "Die Qualität, die die beiden in dem jungen Alter haben, ist schon fantastisch. Beide haben in Barcelona eine sehr gute Entwicklung gemacht und ihren Stammplatz gefunden. Das ist eine enorme Qualität, die beide im Mittelfeld zeigen können. Als Absicherung haben sie dazu Sergio Busquets."
...Spanien als mögliches Vorbild für den DFB: "Der deutsche Fußball kann sich, was die Ausbildung betrifft, Spanien als Vorbild nehmen. Die Dinge, die ausgebildet werden, was Technik und Taktik betrifft, da gibt es schon Dinge, die man sich abschauen kann. Ich bin aber froh über die Mannschaft, die ich betreuen darf."
...das schwache deutsche Abschneiden bei großen Turnieren seit dem Erreichen des EM-Halbfinals 2016: "Wenn man das Halbfinale erreicht, ist das schon ein Erfolg. Die letzten beiden Turniere waren nicht so. Wir wollen verhindern, dass es dieses Mal genauso ist. Der absolute Fokus ist auf diesem Spiel. Es ist das erste Finale für uns in dieser WM."
...die Möglichkeit, Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger einzusetzen: "Wir haben auch Rechtsverteidiger die da spielen können. Es sind mehrere Positionen, wo ich die eine oder andere Option sehe. Deswegen warten wir es ab."
...die Option, Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan gemeinsam im Mittelfeld aufzubieten: "Alle drei sind hervorragende Spieler. Sie können auch alle drei im Mittelfeld spielen, ohne Frage."
...Maßnahmen und Gespräche bis zum Spanien-Spiel: "Aufgrund dessen, dass wir im Hotel für uns sind, gibt es viele Situationen, wo die Spieler zusammenkommen, über Fußball sprechen und diskutieren. Darüber hinaus hinaus ist klar, dass wir die Dinge klar angesprochen haben. Es ist entscheidend, dass wir wissen, was haben wir nicht so gut gemacht. Ich bin überzeugt, dass sie dies so mitgenommen haben. Ich führe viele Gespräche. Es geht darum, die Mannschaft einzustimmen auf einen schwierigen Gegner und dass jeder weiß, was er zu tun hat. Wir haben morgen noch einen ganz langen Tag. Da werden wir noch viele Gespräche führen und jeden einzelnen vorbereiten auf dieses Spiel. [...] Heute Abend werden wir noch ein paar Abschlüsse machen, damit jeder Vertrauen in seine Abschlüsse bekommt. "
...mögliche Fehler des Trainerteams mit Blick auf die Niederlage gegen Japan: "Wir sehen das Spiel, wir wissen, wie jeder einzelne trainiert, wie er drauf ist. Jamal Musiala hat angedeutet, dass er ausgewechselt werden muss. Wir schauen immer wieder, was war gut, was weniger gut. Und da wird das Trainerteam auch einbezogen, ohne Frage."
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis