23. Dezember 2022 / 22:22 Uhr

Härtefälle & Hoffnungsträger im WM-Kader: Handball-Bundestrainer Gislason erklärt "enge Entscheidungen"

Härtefälle & Hoffnungsträger im WM-Kader: Handball-Bundestrainer Gislason erklärt "enge Entscheidungen"

Jens Kürbis
Lübecker Nachrichten
Bundestrainer Alfred Gislason setzt große Hoffnungen in Spielmacher Juri Knorr (l.).
Bundestrainer Alfred Gislason setzt große Hoffnungen in Spielmacher Juri Knorr (l.). © IMAGO/Kessler-Sportfotografie
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Handball-Bundestrainer Alfred Gislason hat seinen Kader für die im Januar beginnende Weltmeisterschaft 2023 in Schweden und Polen bekanntgegeben. Eine Entscheidungen sind dem Isländer nicht leichtgefallen, wie er im Nachhinein verriet. 

Eine schlichte Pressemitteilung, ein digitaler Medientermin, dazu ein aus einem Vorort von Reykjavik zugeschalteter, in den Konturen unscharfer Bundestrainer Alfred Gislason plus DHB-Sportvorstand Axel Kromer – anders als der große Bruder Fußball brauchte der Deutsche Handballbund (DHB) nicht die große Bühne, um das Geheimnis seines 18-köpfigen Kaders für die Weltmeisterschaft in Schweden und Polen (11. bis 29. Januar) zu lüften. Die ganz großen Überraschungen sind auch ausgeblieben. Gislason setzt rund um die erfahrenen "Säulen" wie Torhüter Andreas Wolff (31), Torjäger Kai Häfner (33) und Kapitän Johannes Golla (25) auf die junge Rückraum-Achse Juri Knorr (22) und Julian Köster (22). Und er geht das Projekt mit gutem Gefühl an: "Es ist schön zu sehen, wie alle brennen. Sie werden alles für Deutschland geben."

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Kleine Überraschungen gab es dann doch. "Es gab einige schwere und sehr enge Entscheidungen." Gislason meint damit seine Rolle rückwärts im Tor. Statt dem Wetzlarer Till Klimpke, für den er sich im Herbst als Partner für den gesetzten Wolff ausgesprochen hatte, steht Joel Birlehm von den Rhein-Neckar Löwen im Aufgebot. Auch Routinier Silvio Heinevetter (38) ist nicht dabei. "Joel hat aktuell eine gute Form, spielt eine überragende Saison. Die Tendenz bei ihm geht immer weiter nach oben", erklärt Gislason seine Entscheidung.

Härtefälle sind für den 63-jährigen Isländer auch die arrivierten, aber zuletzt länger verletzten Julius Kühn, Marcel Schiller und Lukas Stutzke. "Sie sind noch nicht wieder so weit." Kühn, der nach verheiltem Knöchelbruch gerade sein Comeback gegeben hat, wurde von Gislason vorab telefonisch informiert: "Man sieht ihm an, dass er noch nicht ganz fit ist. Er war natürlich enttäuscht, da er noch gehofft hatte, auf den Zug aufzuspringen. Aber dafür war die Konkurrenz einfach zu groß." Noch eine kleine Überraschung: Rekordmeister THW Kiel hat in Linksaußen Rune Dahmke doch noch einen Spieler dabei. Für Gislason haben seine gute Form, seine Qualitäten in der Deckung und „dass er alle taktischen Abläufe kennt“ den Ausschlag gegeben.

Juri Knorr: Hoffnungsträger im DHB-Rückraum

Eine Schlüsselrolle, auch mit Blick auf die Heim-EM im Januar 2024, spielt für den Bundestrainer der für die Rhein-Neckar Löwen spielende Schwartauer Juri Knorr. Die EM zu Jahresbeginn hatte der Spielmacher noch aufgrund eines fehlenden Corona-Impfstatus verpasst. "Jetzt erfüllt Juri, wie alle anderen Spieler auch, alle Voraussetzungen", erklärte Kromer. Dem Vernehmen nach soll Knorr zweifach geimpft sein. "Juri ist sehr wichtig für uns und auch die Zukunft der Mannschaft", erklärt Gislason auf RND-Nachfrage. Er freue sich, dass er sich im Verein auf seiner Position durchgesetzt habe und einer der Gründe für den aktuellen Löwen-Aufschwung sei. "Juri trägt viel Verantwortung, ist trotz seiner jungen Jahre schon sehr weit. Wir erhoffen uns sehr viel von ihm", sagt der Bundestrainer.

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Ab dem 2. Januar bereitet sich das Team in Hannover auf die WM vor, testet zweimal gegen Island, für Gislason ein Medaillenkandidat. "Das wird eine schöne Standortbestimmung für uns." Und das wohl vor ausverkauften Häusern. Für das Spiel in Bremen (7. Januar) sind 8500 Karten verkauft, nur einige Resttickets sind noch zu haben. Das Gleiche gilt für Hannover (8. Januar), wo 9200 Tickets vergriffen sind.

Nach den Tests und drei Tagen in Barsinghausen fliegt der Tross am 12. Januar ins polnische Kattowitz, wo Katar, Serbien und Algerien die Vorrundengegner sind. "Unser erstes Ziel ist der Gewinn der Gruppe", sagte Gislason. Von der Weltspitze, "da sind Dänemark, Schweden, Spanien und Frankreich das Maß der Dinge", sieht der Bundestrainer sein Team "gar nicht so weit weg. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Unser Anspruch ist aber, bei der Heim-EM 2024 richtig da zu sein."

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