Die Weihnachtszeit ist bei 96 traditionell keine friedliche Zeit. Wenn nicht über Trainerwechsel nachgedacht wird, dann über neue Spieler, die im Januar unterschreiben sollen. Das ist in diesem Jahr nicht anders, es geht aber diesmal nur um neue Spieler. Denn mit Kenan Kocak hat 96 gerade erst einen neuen Trainer verpflichtet, der auch nicht ansatzweise unter Druck steht. In seinen ersten fünf Spielen hat er sich viel Respekt erarbeitet bei Fans und beim 96-Chef. Martin Kind lobt „die Entwicklung“, die das Team unter Kocak genommen hat. Das Spiel gegen Stuttgart gilt als sein Ausstellungsstück.
Wer es bei 96 hinbekommt, der schafft es überall
Wenn, dann macht sich Kocak nur selbst Druck. Sein Vertrag gilt vorerst nur bis zum Saisonende. Nach seiner Trainerstation im kleinen Sandhausen hat Kocak in Hannover die Riesenchance, sich einen richtig guten Namen zu machen. Wer es bei 96 hinbekommt, der schafft es überall, auch in der Bundesliga. Es könnte die größte Chance seines Trainerlebens sein – der ehrgeizige Kocak wird alles tun, sie auch zu nutzen.
Dazu gehört, keine Kompromisse einzugehen. Er hat ja nur wenige Monate, um sich zu beweisen. Dabei ist wichtig, die Mannschaft und ihre Möglichkeiten richtig einzuschätzen. Zusammengestellt wurde sie von Sportchef Jan Schlaudraff und dem damaligen Trainer Mirko Slomka – und zwar zu schlecht, um die hohen Ziele erreichen zu können.
Das sind die Trainer von Hannover 96 seit dem Aufstieg 2001
Kocak schätzt die Mannschaft anders ein als Schlaudraff
Kocak äußert sich zwar öffentlich dazu nur sehr vorsichtig. „Wir haben sehr viele Spieler, die abgestiegen sind“, sagte er beim NP-Anstoß. „Wenn man absteigt, hat man mit nicht so tollen Momenten zu tun. Dann soll man von jetzt auf gleich die Liga dominieren? Das funktioniert so nicht.“ Zudem kamen viele Spieler, die keine Spielpraxis hatten. Angepeilt war der Aufstieg – dafür wurden Spieler gesucht – aber auf Platz 13 ist 96 davon weit entfernt.
Kocak will jetzt im Unterschied „eine 96-DNA entwickeln, danach die Spieler holen und dafür auch geradestehen“. Der 38-Jährige, das lässt sich herausfiltern, schätzt die Mannschaft anders ein als Schlaudraff, der seine Arbeit verteidigt. Man solle „nicht in Panik verfallen, der Kader ist gut genug“, behauptet der Ex-Profi. Vielleicht gut genug, um nicht abzusteigen, aber das war nicht die Vorgabe.


Analyse an Heiligabend
Am Montag haben Sportchef und Trainer ihre Vorstellungen abgeglichen. Am Dienstagvormittag treffen sie sich mit dem 96-Chef zum Heiligabend-Gipfel – und stellen ihm ihre Analysen und Ideen vor. Wenn die unterschiedlich sind, ist die Frage: Wem glaubt und vertraut Kind? Dabei schlägt das Pendel eindeutig auf Kocaks Seite aus. Er wirkt schon jetzt wie der starke Mann, der durch seine Arbeit und mit seinen Einschätzungen überzeugt – und damit glaubwürdig ist.
Ein Innenverteidiger ist Pflicht – damit Waldemar Anton wieder im Mittelfeld spielen kann. Ein Außenstürmer sollte auch kommen. Es kann aber auch sein, dass sich Kocak damit nicht zufriedengibt.
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