10. Mai 2021 / 16:10 Uhr

Heiße Rennen um begehrte Olympia-Tickets

Heiße Rennen um begehrte Olympia-Tickets

Tobias Gutsche
Märkische Allgemeine Zeitung
Dreifach-Olympiasieger Sebastian Brendel will auch bei Spielen in Tokio erfolgreich sein. 
Dreifach-Olympiasieger Sebastian Brendel will auch bei Spielen in Tokio erfolgreich sein.  © Andreas Gora/dpa
Anzeige

Die Kanuten sind Deutschlands Olympia-Medaillengaranten und kämpfen nun in Ungarn  um die Plätze im Tokio-Team – der Druck ist hoch, Härtefälle sind vorprogrammiert.

Im ungarischen Szeged kämpfen Deutschlands beste Kanu-Rennsportler ab Freitag um die Olympia-Qualifikation. Beim Weltcup müssen sich die Aktiven, darunter zahlreiche Potsdamer, mit guten Leistungen für die Nominierung zu den Sommerspielen in Tokio empfehlen – und sich dafür teilweise auch beim innerdeutschen Duell behaupten. Der Kanuverband DKV ist der erfolgreichste deutsche Sommersportverband bei Olympia. Oft sei es härter, überhaupt ins Nationalteam zu kommen, als dann auch auf das Podium, meint Sportdirektor Jens Kahl.

Anzeige

Kajak-Männer: Sie sind derzeit das Aushängeschild. DKV-Präsident Thomas Konietzko spricht von der „Disziplingruppe Sonnenschein“, weil nirgendwo sonst eine so hohe Leistungsdichte auf Weltklasse-Niveau zu finden ist. Dadurch wird es auch zu Härtefällen bei der Nominierung kommen. Sechs Personen-Quotenplätze stehen zur Verfügung, um die vier Disziplinen – Einer-Kajak (K1) 200 Meter, K1 1000 Meter, Zweier-Kajak (K2) 1000 Meter, Vierer-Kajak (K4) 500 Meter – in Tokio zu bestücken.

"Wir sind gespannt auf die Standortbestimmung"

Der Teilnehmerkreis bildet sich durch die Mannschaftsboote. Im Vierer wird auf das dreimalige Weltmeister-Quartett mit den Potsdamern Ronald Rauhe und Max Lemke sowie Max Rendschmidt (Essen) und Tom Liebscher (Dresden) vertraut. Als Herausforderer treten Martin Hiller, Max Zaremba (beide Potsdam), Kostja Stroinski (Berlin) und Tobias Pascal-Schultz (Essen) an. Vor allem Liebscher musste in der Saisonvorbereitung bangen, nachdem er im Herbst bei einer Rafting-Tour während des Auftaktlehrgangs gestürzt war und sich einen fünffachen Wirbelsäulenbruch zugezogen hatte. Er kämpfte sich zurück, zeigte bei der nationalen Sichtung aber noch keine absoluten Spitzenleistungen.

Auch Max Hoff (Essen) überzeugte nicht vollends. Dennoch soll er im Zweier wie beim WM-Sieg 2019 mit Jacob Schopf aus Potsdam antreten. Ihnen entgegengestellt werden in Szeged Jakob Kurschat/Jakob Thordsen (Dresden/Hannover). Schopf ist auch der Mann für den 1000-Meter-Einer. „Wir sind gespannt auf die Standortbestimmung. Nach so langer Zeit ohne internationale Wettkämpfe hoffen wir, dass wir wieder gut dabei sein werden“, sagt der leitende Bundestrainer Arndt Hanisch.

Anzeige

Kajak-Frauen: Von Sonnenschein ist bei ihnen seit einiger Zeit nicht mehr zu sprechen. Zuletzt glänzte die Gruppe auf internationalen Gewässern bei Olympia 2016 in Rio. Nun fehlen mit Franziska John (Potsdam) nach Zwillingsgeburt und Steffi Kriegerstein (Dresden) nach Corona-Infektion zwei Top-Athletinnen für die vier Wettbewerbe (K1 200 Meter, K1 und K2 und K4 500 Meter).

Traditionell ist der Vierer das Flaggschiff, doch war es diesmal bereits eine Herausforderung, eine Crew mit Potenzial zusammenzustellen. Richten sollen es jetzt Sabrina Hering-Pradler (Hannover), die mit Abstand Beste momentan, Tina Dietze (Leipzig), Jule Hake (Lünen) und Melanie Gebhardt (Leipzig). Nur vier der sechs Quotenplätze wurden bisher geholt. Bei der Nachqualifikation, die am Mittwoch und Donnerstag in Szeged und nächste Woche beim zweiten Weltcup in Russland stattfindet, sollen noch Tickets gelöst werden. Gelingt das nicht, müssten die Bootsklassen nur aus einem Quartett heraus besetzt werden. „Das wäre anspruchsvoll“, sagt Hanisch.

Mehr Sport aus Potsdam

Canadier-Männer: Im internationalen Vergleich war diese Disziplingruppe oft ein Garant, Dreifach-Olympiasieger Sebastian Brendel vom KC Potsdam im OSC ihr prägendes Gesicht. Doch der Berliner Conrad Scheibner rüttelte zuletzt schon kräftig an Brendels Thron. In Szeged treffen sie im Einer-Duell und auch beim Zweier (Scheibner mit Michael Müller/Magdeburg, Brendel mit Tim Hecker/Berlin) aufeinander. Deutschland hat die drei Quotenplätze für die zwei Rennen (C1 und C2 1000 Meter) bereits gebucht.

„Am Ende geht es hier darum, wer sich einen Doppelstart in Tokio sichern kann“, sagt Hanisch. Denn im Solo werden dank einer Regeländerung wohl beide antreten dürfen, wenn sie in Szeged gute Form beweisen. Zum ersten Mal können bei Olympia nämlich der Einer im Canadier sowie der Einer und Zweier im Kajak pro Nation doppelt besetzt werden. Also wäre im C1 Platz für Brendel und Scheibner.

Canadier-Frauen: Erstmalig werden sie unter den fünf Ringen paddeln. Elf Jahre nach der WM-Premiere, jetzt das Olympia-Debüt mit zwei Wettbewerben (C1 200 Meter, C2 500 Meter). Zwei von drei Tokio-Quotenplätze sind sicher. Deutschlands Stärkste ist eindeutig die Berlinerin Lisa Jahn, die beim bevorstehenden Weltcup den Zweier-Ausscheid zusammen mit Sophie Koch (Karlsruhe) angehen wird. Das Duo gilt als favorisiert gegenüber dem Potsdamer Gespann Annika Loske/Ophelia Preller. Loske kämpft zudem noch um die Nachqualifikation im C1.

Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis