Halle/Leipzig. Er ist Strafraumstürmer reinsten Wassers, geht dahin, wo es weh tut. Jetzt hat der deutsch-amerikanische Ex-RB-Profi Terrence Boyd, 28, ein für ihn völlig untypisches Tor geschossen. Für den Halleschen FC zum 1:0-Sieg gegen Duisburg. Volley aus 35 Metern. Boyd, der mit Ehefrau Jasmine (24) und den Töchterchen Eliana (3), Amayah (sechs Wochen) in Gohlis wohnt, über das Tor seiner Karriere, die Aufstiegschancen des HFC, eine SMS von Jürgen Klinsmann und Mittlerdienste beim RB-Kauf von Marcel Halstenberg.
Herr Boyd, normale Menschen ziehen aus 35 Metern vielleicht mal im Training ab. Und auch nur dann, wenn der Trainer wegguckt. Wer oder was ist nur in Sie gefahren?
Für solche Dinger muss man schon ein bisschen einen Nagel im Kopf haben. Der Ball kam gut und ich dachte mir: Den nehm’ ich jetzt mal volley. Das war eigentlich eine Schnapsidee. Wir haben übrigens gestern versucht, das Tor im Training nachzustellen. Die Versuchsreihe musste nach 100 Schüssen abgebrochen werden. Wegen einbrechender Dunkelheit.
Das Tor des Monats und das des Jahres dürften Ihnen sicher sein. Was werden Sie dann tun?
Neun Spiele, sechs Tore. Ihre Bilanz beim HFC ist …
… gut, aber da geht noch mehr. Wir wollen oben dran bleiben, müssen auf dem Betzenberg (Sonnabend; Red.) nachlegen.
Ich traue uns alles zu. Wir haben vielleicht nicht die besten Einzelspieler der Liga, aber definitiv eine der besten Mannschaften. Der Teamspirit ist fantastisch.
Sie dürfen jetzt Ihren Trainer Torsten Ziegner lobpreisen.
Er ist hart und herzlich, passt in die Welt und zum HFC.
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Ihre Zeit bei RB stand verletzungsbedingt unter keinem guten Stern.
Sportlich war das so, privat nicht. Ich habe in Leipzig tolle Menschen kennengelernt. Und Jasmina, die Frau meines Lebens. Wir haben zwei wunderbare Kinder, sind glücklich. Es ist alles da, wo es sein soll.
Sie und Marcel Halstenberg haben zusammen in der U23 von Borussia Dortmund gespielt. Stimmt es, dass Sie den Halstenberg-Transfer von St. Pauli zu RB eingefädelt haben?
Marcel war 2015 kurz davor, in die Bundesliga zu Mainz 05 zu wechseln. Ralf Rangnick hat mir gesagt, dass RB ihn gerne wollen würde. Und dann habe ich Halste angerufen, ihm von Leipzig vorgeschwärmt und alles klar gemacht. Na ja, fast. Die Ablöse hat RB schon selbst bezahlt. Halste ist ein guter Freund geworden, unsere Familien machen viel zusammen.



Ihr einstiger BVB-Trainer David Wagner sagt, dass Sie nicht immer abends um 22 Uhr im Bett waren. Wo waren Sie nach 22 Uhr, Herr Boyd?
Ich bin früher gerne um die Häuser gezogen, habe das aber schon bei Rapid Wien eingeschränkt und in Leipzig eingestellt. Ich bin Familienvater, Herr Schäfer.
Gibt es noch Kontakt zu Ihrem Ex-Coach Jürgen Klinsmann?
Ja. Er hat mir nach den Anschlägen in Halle eine SMS geschickt und gefragt, ob bei mir alles okay ist. Jürgen ist ein wunderbarer Typ.
Sie waren beim 2:1-Sieg gegen St. Petersburg im Stadion. Was trauen Sie RB zu?
Jede Menge. Alles, was ich damals bei RB erlebt habe, war schon sensationell. Das Trainingszentrum, das Niveau im Training, die Betreuung. RB hat sich weiterentwickelt und aktuell den besten Kader der Club-Geschichte.
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