Nach rund anderthalb Jahren und 84 Pflichtspielen ist die Amtszeit von Julian Nagelsmann als Trainer des FC Bayern München vorbei. Der deutsche Rekordmeister bestätigte die überraschende Trennung vom Chefcoach am Freitag. Die Freistellung des 35-Jährigen bedeutet das Ende eines gemeinsamen Weges von Klub und Trainer mit Höhen und Tiefen. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), hat drei Highlights und Tiefpunkte zusammengetragen.
Die drei Highlights von Julian Nagelsmann während seiner Zeit beim FC Bayern:
17. August 2021, der erste Titel: Nach einem düsteren 1:1-Remis bei Borussia Mönchengladbach zum Nagelsmann-Debüt als Bayern-Trainer in der Bundesliga folgte direkt im zweiten Match der erste Titel. Im DFL-Supercup besiegten die Münchner den Dauerrivalen Borussia Dortmund souverän durch einen Doppelpack von Robert Lewandowski und einen Treffer von Thomas Müller mit 3:1. "Jeder weiß, dass das eine Bedeutung hat, auch für mich. Aber auch für die Kabine. Bei Bayern hat man Druck, man muss Spiele gewinnen und Titel holen, deshalb war es wichtig heute", sagte Nagelsmann nach der Partie und lieferte eine kuriose Ansage an die Konkurrenz: "Ich habe ja so kleine Hamsterzähne und will ein Titelhamster werden, ich will noch mehr gewinnen."
23. April 2022, die erste und einzige deutsche Meisterschaft: Die Chance auf den Meistertitel bot sich Nagelsmann mit den Bayern nur ein einziges Mal. Und er nutzte diese Gelegenheit am 31. Spieltag seiner Premieren-Saison. Ausgerechnet mit einem 3:1-Sieg im Heimspiel gegen den BVB machten die Münchner den 32. Meistertitel der Vereinsgeschichte perfekt. "Es ist für mich der erste große Titel und ein bedeutender Moment", sagte Nagelsmann damals: "Es war nicht ganz einfach, einige Nackenschläge waren nicht ganz so leicht zu verkraften", blickte der Coach auch auf das frühe Ausscheiden im DFB-Pokal und in der Champions League zurück. "Wir werden alles daransetzen, auch den elften Titel in Folge zu holen", sagte Nagelsmann am 23. April nach seinem ersten Meistertitel in der Bundesliga. Diese Ankündigung wird er nun nicht mehr erfüllen.
8. März 2023, die souveräne Champions-League-Bilanz: Nagelsmann ist auch Mr. Champions League – zumindest mit Blick auf die Gruppenphase. Als Trainer gewann er 14 Gruppenspiele in der Königsklasse in Folge. Zwei Siege gingen noch auf das Konto als RB-Coach, danach gab es zwölf Siege als Bayern-Trainer. Dieses Kunststück schaffte bisher nur Louis van Gaal. Auch im Achtelfinale der laufenden Spielzeit siegte Nagelsmann mit den Münchnern munter weiter und ließ Paris Saint-Germain in beiden Duellen keine Chance. Das Hammerduell mit Manchester City im Viertelfinale darf der 35-Jährige aber nicht mehr als Chef-Coach erleben.
Die drei Tiefpunkte von Julian Nagelsmann beim FC Bayern:
27. Oktober 2021, krachendes DFB-Pokal-Aus gegen Borussia Mönchengladbach: Nach dem vielversprechenden Beginn der Nagelsmann-Ära mit dessen Premieren-Titel im DFL-Supercup wurde der FC Bayern jäh von der Realität eingeholt. Trotz zuvor ordentlicher Vorstellungen in sämtlichen Wettbewerben setzte es im DFB-Pokal eine schallende Ohrfeige und ein ungewöhnlich frühes Ende der Münchener Titel-Jagd im bedeutendsten deutschen Cup-Wettbewerb. In der 2. Hauptrunde blamierte sich der FCB bei Bundesliga-Konkurrent Borussia Mönchengladbach bis auf die Knochen. Bereits nach 21 Minuten lag die Nagelsmann-Elf nahezu aussichtslos mit 0:3 hinten. Die beiden weiteren Treffer besiegelten die peinliche und zugleich historische 0:5-Schlappe: Es war die höchste Pokal-Niederlage des FCB in der Klub-Historie.
12. April 2022, überraschender Champions-League-K.o. gegen den FC Villarreal: Gemessen wird man beim FC Bayern nicht nur als Trainer bekanntlich an Titeln. Besonders der Auftritt in der Champions League genießt beim deutschen Branchenprimus höchste Priorität. Und nach dem Pokal-Aus im Oktober 2021 schien man in der Königsklasse auf einem guten Weg zu sein. Im Viertelfinale bekamen die Münchener den spanischen Underdog FC Villarreal zugelost. "Es hätte vom Namen her sicherlich härtere Lose geben können", sagte auch Coach Nagelsmann. Doch es kam anders: Nach einem 0:1 in Spanien gelang es dem Favoriten beim 1:1 in der heimischen Allianz Arena nicht, das Aus abzuwenden. Der überraschende K.o. war perfekt, die Enttäuschung darüber überlagerte die Feierlichkeiten über die knapp zwei Wochen später eingetütete erste deutsche Meisterschaft des jungen Bayern-Trainers.
18. Februar 2023, Schiedsrichter-Beleidigung: Dass der FC Bayern in der Folgesaison 2022/23 härter um die deutsche Meisterschaft bangen muss, als viele Jahre zuvor, liegt nicht zuletzt an den Wackel-Auftritten des Teams unmittelbar nach dem Jahreswechsel. Bis Ende Februar gewann der FCB nur drei von sieben Bundesliga-Spielen. Nach der 2:3-Niederlage in Gladbach am 18. Februar platzte es aus Nagelsmann heraus. Eine Schimpftirade des Bayern-Coaches gipfelte darin, dass Nagelsmann den verantwortlichen Schiedsrichter Tobias Welz und sein Team als "weichgespültes Pack" betitelte, nachdem eine Rote Karte für Verteidiger Dayot Upamecano den Matchplan der Münchener durcheinander gewirbelt hatte. "Da bin ich leider eindeutig zu weit gegangen", entschuldigte sich ein reumütiger Nagelsmann später bei Twitter. Der Bayern-Trainer wurde mit einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro belegt, eine Sperre gab es nicht, dafür aber Unruhe im Verein, die nach der Trennung von Torwart-Trainer Toni Tapalovic im Januar gerade erst wieder abgeklungen war. Nur zwei Monate später musste Nagelsmann nach der 1:2-Pleite gegen Bayer Leverkusen und dem Verlust der Tabellenführung nun seinen Hut nehmen.
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