In Köln lagen am Montag die Fotografen im übertragenen Sinne im Gebüsch. Die Objektive waren auf den Eingang der Kanzlei von Rechtsanwalt Dr. Stefan Seitz gerichtet. Der 51-jährige Top-Jurist soll laut Kölner „Express“ den für den Zweitliga-Dritten Holstein Kiel tätigen Fußballlehrer Markus Anfang bei dessen Verhandlungen mit dem designierten Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln beraten. Die Hoffnung der Boulevard-Journalisten gründete sich auf dem Gerücht, Anfang werde am Montag zur Unterzeichnung seines offiziell noch nicht bestätigten Dreijahresvertrages in der Aachener Straße 621 – 1,5 Kilometer vom Müngersdorfer Stadion entfernt – persönlich erscheinen.
Der Saisonverlauf 2017/18 von Zweitligist Holstein Kiel
Doch wie schon so häufig in den vergangenen Wochen erwies sich auch diese Spekulation als nicht realistisch. Zumindest wurde der Erfolgscoach der Störche, der am Sonntag als Spion bei der Partie Ingolstadt gegen den 1. FC Nürnberg auf der Tribüne saß, bis zum Abend nicht vor dem Büro-Gebäude des ehemaligen Rechtsbeistandes von Christoph Daum, der als „Effzeh“-Berater auch den Verkauf von Torjäger Anthony Modeste im vergangenen Sommer ausgehandelt hatte, gesichtet. „Es wird nicht so lange dauern“ – mit diesen Worten hatte Kölns Sport-Geschäftsführer Armin Veh nach dem 1:2 am Sonnabend bei Hertha BSC eine Lösung der Chefcoach-Causa angekündigt. Gebetsmühlenartig legte Veh am Montag nach: „Wir werden die Entscheidung in dieser Personalie zeitnah bekanntgeben.“
Das ist sinnvoll, weil ja auch die Verhandlungen mit den derzeitigen Kölner Spielern und möglichen Neuen vorangetrieben werden müssen – und das schon im Wissen, wer verantwortlicher Trainer sein wird. Aber es gibt auch das Gebot der Fairness: Der FC wird wohl kaum einen Kandidaten persönlich präsentieren, so lange dieser bei einem anderen Klub in der Pflicht steht. Ergo dürfte es so kommen, dass der Erbe des ausscheidenden Stefan Ruthenbeck erst nach dem Zweitliga-Finale am 13. Mai oder den Aufstiegs-Playoffs am 21. Mai am Geißbockheim auftreten wird, sollte es sich um Anfang handeln.
Vertragslaufzeiten bei Holstein Kiel
Ralf Becker, Geschäftsführer Sport der Kieler Störche, dementierte am Montag übereinstimmende Medienberichte, wonach die offizielle Verkündung des Anfang-Wechsels in die Dom-Stadt unmittelbar bevorstehe. „Da ist nichts dran. Wir sehen keinen Grund, uns zu irgendwelchen Spekulationen zu äußern“, so Becker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Mit der Trainerdiskussion müsse der Verein leben, meinte Becker. Wie auch mit dem weiterführenden, mit mehreren Konjunktiven besetzten und aus Köln gestreuten Gerücht, Anfang nehme bei seinem Abschied von der Förde im Sommer gleich noch einen Kieler Innenverteidiger mit. „Unser Thema ist das 4:0 in Dresden, die vergleichsweise komfortable Situation mit Rang drei und die spannende Endphase der Saison mit dem anstehenden Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Nürnberg“, sagte Becker gegenüber den KN.



Ein (verbales) Vorspiel zum Zweitliga-Knüller zwischen der KSV und den Franken am kommenden Montag gibt’s bereits am heutigen Dienstag. Wenn sich Becker sowie der ehemalige Kieler Sportchef und heutige Sportvorstand der Nürnberger, Andreas Bornemann, bei einer Manager-Tagung in Frankfurt/Main treffen. „Wir werden sicher das ein oder andere Thema zu diesem Spiel diskutieren“, so Becker. Der Name Christian Titz (47) dürfte eher nicht zu den tragenden Inhalten der Gespräche zählen. Der Trainer des Bundesliga-Vorletzten Hamburger SV war in der vergangenen Woche als Nachfolger bei der KSV für den Fall aller Anfang-Fälle ins Spiel gebracht worden. „Da hat er anderes zu tun, als mögliche Vereinswechsel zu diskutieren“, so Becker gegenüber der dpa. Er gab aber erneut zu, sich mit Titz vor längerer Zeit aus Gründen, die „nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun hatten“, unterhalten zu haben.
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