War dieser 4:0-Triumph bei Dynamo Dresden der nächste Schritt zur endgültigen Krönung einer grandiosen Saison? In jedem Fall lebt der Traum vom Bundesliga-Aufstieg für die Zweitliga-Neulinge von Holstein Kiel weiter – und dies sogar intensiver denn je!
Zum Trauma haben sich dagegen die Spekulationen um Kiels Fußballlehrer Markus Anfang entwickelt. Dass der 43-Jährige im Sommer in seine Geburtsstadt zum designierten Erstliga-Absteiger 1.Köln wechselt, daran bestehen auch wegen der ausbleibenden Dementi aus beiden Lagern keine ernsthaften Zweifel mehr. Die Frage ist nur: Wann enden die sich an mangelnder Seriosität zum Wohle der medialen Quote fast täglich überbietenden Gerüchte? Wann wird der Abschied offiziell verkündet?
Am Dienstagnachmittag treffen sich die Störche zum ersten Training vor dem Unterhaus-Gipfel gegen Nürnberg am kommenden Montagabend (20.30 Uhr). Nach Informationen dieser Zeitung könnte dann oder einen Tag später das Frage- durch ein Ausrufezeichen ersetzt, der Wechsel bestätigt werden. Am späten Sonntagabend spekulierte der Kölner „Express“ jedoch, das Prozedere könne schon am heutigen Montag über die Bühne gehen. Dem Bericht zufolge soll Anfang einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet haben.
Nach übereinstimmenden Medieninformationen sollen sich Störche und Geißböcke bereits seit Jahresbeginn einig sein. Die Rede ist von einer Ablösesumme in Höhe von maximal rund einer Million Euro – unabhängig von den Vertragsmodalitäten Anfangs in Kiel. Das heißt, auch wenn Kiel in die Erste Liga aufsteigt, fließt das Geld, obwohl Anfangs bis 2019 datierter Vertrag gar nicht für das Oberhaus gilt. Das künftige Gehalt des Erfolgscoaches soll ebenfalls rund eine Million Euro betragen. Dies wäre mehr als dreimal so viel wie an der Förde.





Das sind die nächsten Gegner für Holstein Kiel:
Die Gründe für einen Abschied Anfangs liegen auf der Hand. Da ist vor allem der finanzielle Aspekt. Das aktuelle Wunder von Kiel bleibt eben ein Wunder. Und derartige Phänomene haben bekanntlich eine begrenzte Halbwertzeit. Nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen. Köln spielt in einem 50000-Mann-Prachtstadion, plant dem Vernehmen nach mit einem Etat zwischen 40 und 50 Millionen Euro für die Zweite Liga – exklusive des TV-Geldes. Holstein freut sich im Fall der Optimalfälle über 27,5 Millionen Euro aus dem Fernsehvertrag. Und muss auf einer Baustelle vor knapp 10000 Besuchern auflaufen.
In Köln kann sich Anfang endgültig einen Namen in der Branche machen, in Kiel kann er nach überragenden 21 Monaten unter seiner Regie – realistisch betrachtet – fast nur noch verlieren. Am Rhein steht Armin Veh unter Zugzwang. Der „Effzeh“-Sportchef muss liefern, das Fußball-Volk um den Dom dürstet nach einem Hoffnungsträger. So schnell wie möglich.
Auch deshalb halten die Kieler das Heft das Handelns wohl kaum in eigener Hand. Wer auf moralische Integrität und somit auf die offizielle Bekanntgabe des Anfang-Abgangs erst nach dem Saisonende gehofft hatte, outet sich als Sozialromantiker in einem Haifischbecken. Das gegenüber Eintracht Frankfurt respektlose Verhalten des FC Bayern in Sachen Niko Kovac belegt die brutale Wirklichkeit in dieser Branche.
Die rund 600 Holstein-Schlachtenbummler in Dresden bewiesen ein feines Gespür für die Gemengelage. Sie forderten den Trainer noch eine Viertelstunde nach Abpfiff zur Rückkehr auf den Rasen – zur gemeinsamen Jubel-Party vor dem Kieler Block.
Anfang erfüllte den Wunsch und gab – alleine auf dem Rasen stehend – den Takt zur Sieges-Welle. „Markus Anfang, du bist der beste Mann“, skandierten die KSV-Fans. Kein Groll wegen des bevorstehenden Abschieds des „Wundermachers“. Die Rufe glichen einem ehrlich gemeinten Dank für das bisher Geleistete. Und einem Schulterschluss für den Endspurt im Aufstiegsrennens. Verbunden mit einer einzigen Hoffnung: Möge Anfangs Nachfolger den eingeschlagenen Weg doch nur fortführen!
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