„Hamburg, meine Perle, du wunderschöne Stadt, du bist mein Zuhaus’, du bist mein Leben, du bist die Stadt, auf dich ich kann“, heißt es in der von Lotto King Karl interpretierten und mitgetexteten Kulthymne des HSV. Von dieser Euphorie kann in und um Hamburg herum spätestens seit dem verpassten Bundesliga-Wiederaufstieg keine Rede mehr sein. Daher macht es aus Sicht von Tim-Oliver Horn, seines Zeichens Boss des 65.000 Mitglieder zählenden Supporters Club, keinen Sinn, den Song in Zukunft weiterhin zu spielen und somit von Juve oder Rom zu träumen.
Horn hat nach dem beschlossenen Abbau der legendären Stadion-Uhr die Abschaffung der Hymne, die Lotto King Karl vor jedem Heimspiel auf einem Kran vor der Fankurve spielt, angeregt. Im Interview mit dem SPORTBUZZER hat der Musiker nun erbost auf die öffentliche Diskussion rund um dieses Thema reagiert – und dabei nicht nur den Supporters-Chef, sondern auch Vereinspräsident Marcell Jansen angezählt. Dieser hat die Hymne zwar in keinem öffentlichen Statement erwähnt, allerdings gegenüber der Sport Bild erklärt, dass es falsch sei, sich immer an die Vergangenheit zu klammern.
SPORTBUZZER: Der Boss des HSV-Supporters Club, Tim-Oliver Horn, hatte angeregt, dass die Hymne „Hamburg, meine Perle“ nicht mehr im Stadion gespielt werden sollte. Können Sie das inhaltlich nachvollziehen?
Lotto King Karl (52): Ich kann es inhaltlich in gewisser Weise nachvollziehen. Wir haben den Song damals über einen Verein geschrieben, der zu diesem Zeitpunkt international unterwegs war. Ich war allerdings überrascht, dass sich ausgerechnet der Supporters-Chef des HSV so viele Gedanken über das Befinden der Menschen in Bremen macht. Ich freue mich aber, wenn der „Krieg“ zumindest an dieser Front beendet ist. Ob man ihn dann an der eigenen Front zu Hause beginnen lassen muss, ist eine andere Sache. Aber das wird vermutlich für immer sein Geheimnis bleiben.
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Ich habe Marcell Jansen in den vergangenen vier Wochen dreimal gesehen – unter anderem bei der Vorstellung des neuen Bundesliga-Balls. Da hätten wir Zeit genug gehabt, über Dinge zu reden. Aber es geht hierbei nicht um die Sache, sondern darum, dass Leute in die Öffentlichkeit wollen. Das ist ihnen gelungen. Herzlichen Glückwunsch! Sowohl Tim-Oliver Horn als auch Marcell Jansen hätten alle Zeit der Welt gehabt, um auf mich zuzukommen. In der Zeit, die ich in den vergangenen 24 Stunden am Telefon verbracht habe, hätte ich drei neue Alben schreiben und sämtliche Probleme aller Bundesligisten in Bezug auf deren Stadionshows bis ins Jahr 2050 lösen können. Stattdessen haben sie die Öffentlichkeit gewählt – wohlwissend, dass sie sich wieder hinter Bernd Hoffmann verstecken können, wenn das jemandem übel aufstößt. Bernd Hoffmann hat damit aber überhaupt nichts zu tun.



Womit hat es dann etwas zu tun? Worum geht es Ihrer Meinung nach hier wirklich?
Es geht hier natürlich auch um Macht. Bei den beiden steckt die Idee dahinter: Wenn es in die Hose geht, sind die anderen schuld. Wenn es super funktioniert, sind sie diejenigen, die das Ganze ins Rollen gebracht haben. Ein Schwarzer Peter ist Lotto, der sowieso immer an allem schuld ist.
Diesen Schuh ziehen Sie sich offensichtlich nicht an.
Was geht es denn Tim-Oliver Horn an, welchen Vertrag der NDR mit mir hat? Und es ist auch nicht mein Problem, dass Marcell Jansen HSV-Präsident wird, ohne zu wissen, ob er Präsident des e.V. oder der AG ist. Das ist sein Problem. Dasselbe gilt für den Chef der Supporters, egal wie groß sie auch sein mögen. Wenn er etwas verbessern will, dann kann er es konstruktiv oder destruktiv machen. Das hier ist nur destruktiv. Hier wollten sich zwei gegenseitig auf die Schultern klopfen.
Wie wäre in dieser Sache aus Ihrer Sicht ein konstruktiver Austausch möglich gewesen?
Man setzt sich zusammen und spricht hinter den Kulissen über die Themen. Wenn man aber in die Öffentlichkeit geht, dann muss man sagen: Der Fisch stinkt nicht vom Kopf, weil: Der Kopf hat es hingekriegt. Der Fisch stinkt vom Fisch.
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Wie ist Ihr Verhältnis zu Bernd Hoffmann?
Ich hatte mit Bernd Hoffmann kürzlich ein sehr konstruktives Gespräch. Wir sind in den Interessen vereint, denn es geht uns um den HSV und nicht um PR. Wir haben uns über ein paar Dinge ausgetauscht. Es ist klug, so etwas zu tun. Es gibt Menschen, die glauben, dass Bernd Hoffmann es nicht draufhat. Bernd hat es richtig gemacht, die beiden nicht.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Ich zitiere mal die Welt des Fußballs, obwohl ich eigentlich Musiker bin. Das nächste Spiel ist das wichtigste. Und mein nächstes Spiel mit meiner Mannschaft, die aus meiner Band besteht, findet am Samstag im Stadtpark in Hamburg statt. Da spielen wir die Musik, die wir geschrieben haben und hinter der wir stehen.
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