23. Mai 2023 / 18:21 Uhr

Der Milliarden-Streit: Wie der bevorstehende Investoren-Einstieg die Bundesliga vor eine Zerreißprobe stellt

Der Milliarden-Streit: Wie der bevorstehende Investoren-Einstieg die Bundesliga vor eine Zerreißprobe stellt

Armin Grasmuck
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Bei der DFL steht ein Investoren-Einstieg bevor.
Bei der DFL steht ein Investoren-Einstieg bevor. © Imago/Jan Huebner (Montage)
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An Mittwoch wollen die DFL und die Profiklubs über den Einstieg eines Investors abstimmen. Ein bevorstehender Deal könnte die deutschen Ligen vor eine Zerreißprobe stellen – weshalb die Skepsis von einigen Klubs wächst.

Zumindest der Zeitpunkt für einen Investoreneinstieg scheint ideal – jedenfalls aus Sicht potenzieller Geldgeber. Denn die Bundesliga präsentiert sich dieser Tage keineswegs wie die Spitzenklasse des internationalen Fußballs. In den europäischen Wettbewerben haben die deutschen Klubs – abgesehen von Bayer Leverkusen – in dieser Saison kaum eine Rolle gespielt. Die Vereine scheinen von der finanzkräftigen Konkurrenz aus England, Spanien und nun auch Italien abgehängt worden zu sein.

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Selbst das endlich wieder einmal spannende Titelrennen der Bundesliga wirkt wie ein Beleg der mangelnden Qualität des deutschen Oberhauses, dem im Umkehrschluss wenigstens Potenzial im Hinblick auf eine erfolgreichere Zukunft attestiert werden kann. Dennoch: Die seit knapp zwei Monaten laufende Suche der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach einem potenziellen Geldgeber gestaltet sich zäh.

Zwei Drittel aller DFL-Klubs müssen Investoren-Einstieg als positiv betrachten

In einer außerordentlichen Konferenz werden die Vertreter der 36 Vereine aus Bundesliga und 2. Liga an diesem Mittwoch in Frankfurt beschließen, ob sie prinzipiell bereit sind, in den kommenden Jahrzehnten mit einem finanzstarken Partner zu kooperieren. Nur wenn mindestens zwei Drittel aller DFL-Klubs es als positiv betrachten, werden die Gespräche mit den vier verbliebenen Beteiligungsunternehmen intensiviert. Folgende Eckdaten stehen aktuell zur Debatte: Der Investor überweist der DFL rund 2 Milliarden Euro und erhält dafür in den nächsten 20 Jahren mindestens 12,5 Prozent der DFL-Erlöse.

Von dem Geld des Kapitalgebers sollen in den nächsten Jahren 750 Millionen Euro zum Wohl aller Vereine investiert werden, speziell was den digitalen Auftritt und die internationale Vermarktung betrifft. Aus den Unterlagen, die den Klubs in den vergangenen Tagen übermittelt wurden, geht zudem hervor, dass auch der Posten "Rücklage Stabilität und/oder Investitionen" in Höhe von 175 Millionen Euro als Reserve eingeplant ist. Ein großer Teil des Kapitals ist für die Infrastruktur der Vereine vorgesehen. Das frische Kapital soll nach einem Schlüssel aufgeteilt werden. Der FC Bayern und Borussia Dortmund dürften demnach mit höheren Beträgen rechnen als Darmstadt 98 oder Hansa Rostock.

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Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche sieht Wettbewerbsfähigkeit als "große Herausforderung"

Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, geht davon aus, dass die Klubs den Verhandlungen über den Einstieg eines Investors zustimmen werden. "Es ist wichtig, das Produkt 1. und 2. Bundesliga auf die Zukunft auszurichten", sagte er. "Wir haben große Herausforderungen, was die Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht."

Doch genau wie viele Anhänger, die zuletzt über Plakate in den Arenen ihren Unmut kundtaten, sehen auch führende Klubvertreter den Investoreneinstieg kritisch. Kölns Vizepräsident Eckhard Sauren forderte, über alternative Finanzierungsmodelle nachzudenken. Der FC St. Pauli beantragte, die für Mittwoch angesetzte Abstimmung zu verschieben. "Ich werde unter den jetzigen Bedingungen nicht zustimmen", sagte Präsident Oke Göttlich.

Der Chef des Zweitligisten fühlt sich von der DFL keineswegs ausreichend informiert, was die inhaltlichen Komponenten im Zusammenspiel mit einem Investor betrifft. Kurioserweise argumentieren die potenziellen Geldgeber – Advent, Blackstone, CVC und EQT – ähnlich. Die Spitzenkräfte der renommierten Private-Equity-Unternehmen bemängeln, dass sie bislang nur Kontakt zu den DFL-Finanzberatern pflegen dürfen. Dagegen seien direkte Kontakte zu den DFL-Interimsgeschäftsführern Axel Hellmann und Oliver Leki genauso unerwünscht wie zu den Vertretern der Klubs. Irritiert ob der Lethargie der Liga erkundigten sich die Verhandlungsführer eines Investors Ende der vergangenen Woche bei der DFL, ob es unter den gegebenen Umständen überhaupt sinnvoll sei, den Prozess fortzuführen. Die Zukunft des Projekts wirkt also bereits vor seinem Beginn ungewiss.

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