Fußballansetzungen in den Wintermonaten sind seit einigen Jahren so ziemlich undenkbar. Warum das so ist, zeigen zwei Beispiele aus der PAZ von 2010. Ein Boxer auf internationaler Reise, über sich hinauswachsende Gewichtheber, Handballduelle heutiger Partner, eine Torhüterin im Rollstuhl und das Kegel-Jubiläum einer Peinerin – die Lokalsport-Ausgaben der vergangenen Jahrzehnte haben einige interessante Geschichten zu bieten. Was war eigentlich heute vor genau 50, 40, 30, 20 und 10 Jahren los?
Vor 50 Jahren
Im November 1970 präsentierte sich ein Peiner Boxer auf internationaler Bühne. Dieter Amberg vom Box-Club 62 Peine war zu Gast in Kopenhagen und kämpfte dort gegen einen sehr erfahrenen Dänen. Der Schwergewichtler Flemming Jensen war im Ring schnell unterwegs und landete harte Treffer, doch der Peiner konnte gut mithalten. Zwar hatte Amberg in der ersten Runde einige Probleme, doch die beiden folgenden Durchgänge konnte der Peiner mindestens ausgeglichen gestalten. Letztlich entschied das Kampfgericht aber mit 2:1 zu Gunsten des bekannten dänischen Boxers. Trotzdem kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: „In dieser Form wird Dieter Amberg noch einmal entscheidend in die kommenden Meisterschaften eingreifen können“, schrieb die PAZ damals.
Vor 40 Jahren
Da wuchsen die Gewichtheber des MTV Vater Jahn Peine über sich hinaus: Die Bestleistungen purzelten nur so und das Team sicherte sich den Titel in der Oberliga und damit auch den Aufstieg in die zweithöchste Klasse Deutschlands. Völlig verdient, denn die Athleten hatten sich über drei Monate intensiv auf das Kräftemessen mit dem VfV Braunschweig vorbereitet – sie trainierten bis zu fünfmal pro Woche.
Im Saisonfinale gegen den direkten Konkurrenten bewiesen die Peiner außerdem, dass es nicht nur reiner Muskelkraft bedarf. Mit ihrer Taktik zeigten sie Köpfchen und erzwangen den Erfolg. Die Jahner schöpften all ihre Reserven aus, um den Braunschweiger Spitzenathleten zu einem Einsatzgewicht zu drängen, dass er noch nie geschafft hatte. Herausragend agierten dabei die beiden Peiner Uwe Ahrens und Michael Remmert, die im Reißen, im Stoßen und im daraus resultierenden Zweikampf neue eigene Bestmarken aufstellten. Zum Gesamtergebnis trugen auch Matthias Wolf, Roland Neumayer, Lothar Hoyer und Harald Zieschank bei.

Vor 30 Jahren
Sigurt Grobe ist bei der SG Zweidorf/Bortfeld nicht wegzudenken – und schon im Jahr 1990 hatte er seine Finger im Handballgeschehen der Gemeinde Wendeburg. Heute ist er der Leiter der Spielgemeinschaft, damals war er Obmann des TSV Zweidorf: die Fusion mit der Handballabteilung der TB Bortfeld erfolgte nämlich erst im Jahr 1999. Und so trafen diese beiden Vereine am letzten November-Wochenende des Jahres 1990 in der Herren-Bezirksklasse aufeinander: Spitzenspiel!
Denn die Bortfelder hatten in acht Spielen nur ein Remis zugelassen und alle anderen Partien gewonnen. Die Zweidorfer rangierten in der Tabelle drei Plätze dahinter und machten sich Hoffnungen auf einen Sieg gegen den Nachbarn. Vor mehr als 200 Zuschauern gab es ein enges Spiel, doch Sigurt Grobe stellte damals nach der Partie fest: „Auf jeden Zweidorfer Treffer antwortete die TB ebenfalls mit einem Tor.“ So gewann der Tabellenführer mit 15:13.
Vor 20 Jahren
Die damalige Situation der Jahner Handballerinnen ähnelt sehr der heutigen. Zwar spielte das Team damals noch eine Klasse höher, doch die Peinerinnen mussten im November 2000 – genauso wie die 2020er-Jahnerinnen – den Ausfall ihrer Stammkeeperin verschmerzen. Damals war es Christina Hahlbohm, die sich in einem Regionalliga-Spiel das Schien- und Wadenbein gebrochen hatte, im Jahr 2020 riss sich MTV-Keeperin Karoline Kilsbach das Kreuzband bei einem Training. Der Unterschied zu damals: Die Jahnerinnen von heute hatten für das folgende Spiel keine gelernte Torhüterin zwischen den Pfosten stehen, sondern mit Jennifer Hüsing eine Feldspielerin. Sie machte ihre Sache ordentlich, kommt aber nicht an die Verteterin aus dem Jahr 2000 heran.
Das war Sabine Bendrien, eigentlich Keeperin der zweiten Mannschaft. Plötzlich war sie Stammspielerin in der Regionalliga und sorgte gleich in der ersten Begegnung für Schlagzeilen. „Ersatz-Torfrau hält drei Siebenmeter in fünf Minuten“, schrieb die PAZ in der Montagsausgabe von vor 20 Jahren. Vor 210 Zuschauern gewannen die Jahnerinnen mit 20:10 gegen den TMBW Berlin.
Vor 10 Jahren
Es lässt sich getrost als Ansetzungswahnsinn betrachten, was in der Montagsausgabe von vor 10 Jahren zu lesen ist. Der TSV Wipshausen hat kurz vor der Winterpause noch einmal alle Kräfte mobilisiert, damit das Spiel in der Leistungsklasse gegen den Bültener SC angehen kann.
Der Grund: Das Nordkreis-Team wollte mit einem Sieg am TuS Bierbergen vorbei- und damit in den PAZ-Cup einziehen. Alle TSV-Akteure hatten vor Spielbeginn selber mit angepackt und mit Besen den leichten Schneefilm vom Rasen entfernt – und Schiedsrichter Arno Hansen aus Blumenhagen gab den Platz tatsächlich frei. Die Gäste waren nicht gerade voller Begeisterung angereist und den Grund dafür bekam dann schon nach fünf Minuten der Schiedsrichter selber zu spüren. Hansen knickte auf dem harten Untergrund um und konnte das Spiel nicht mehr leiten. Andere anwesende Schiedsrichter weigerten sich ebenfalls, das Spiel noch einmal anzupfeifen. „Zu viele hart gefrorene Grasbüschel waren zu erkennen, sodass beide Mannschaften die Kabinen nahezu unverrichteter Dinge wieder aufsuchen konnten“, schrieb die PAZ damals.
Ähnlich unüberlegt wirkte die Ansetzung eines Spiels in der 2. Kreisklasse zwischen Equords Reserve und Blau-Weiß Schmedenstedt. „Kürzlich ist das Spiel zum vierten Male in dieser Saison ausgefallen“, schreibt BW-Trainer Karl Friedrich Walking in seinem Leserbrief an die PAZ. Einer seiner Spieler habe im Training eine Wette darauf platziert, dass der Kreisverband die Partie für Mitte Dezember sicher noch einmal ansetzen würde. „Ich ging die Wette nicht ein, um keine Verstimmung in der Mannschaft zu bekommen“, schrieb Walking, nur um ein paar Zeilen später zu resignieren: „Hätte ich doch nur gewettet...“ Die Partie wurde erneut angesetzt und Trainer Walking fragte zurecht mit ironischem Unterton: „Kann man eigentlich am 24. Dezember noch Fußball spielen?“

Was in jedem Fall im Dezember noch stattfand, waren die Kegelspiele der Flotten Neun – damals noch in der Damen-Bundesliga. Ihr persönliches Jubiläum feierte Gabi Beckmann, mittlerweile Betreuerin der Mannschaft. Der Sieg gegen Fortuna Kiel war ihr 100. Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse.