Branko Milenkovski blickt auf einen Platz direkt zwischen einer viel befahrenen Bundesstraße und einem Industriegebiet in Fulda. "Hier ging alles los", sagt der Nachwuchstrainer stolz. Im Februar 2007 startet auf dem Gelände des TSV Lehnerz die Karriere eines der aktuell größten Talente des Weltfußballs: Jamal Musiala. Jetzt, 14 Jahre später, lebt der inzwischen 18-Jährige in München, ist ausgestattet mit einem Profivertrag bis 2026 beim FC Bayern München, wird am Freitag erstmals in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Sein Marktwert: 24 Millionen Euro. Der SPORTBUZZER begibt sich zurück auf eine Reise zum Auftakt einer vielversprechenden Karriere.
"Man hat schon damals gesehen, dass dieser Junge ein Ausnahmetalent ist. Jamal war sehr klein, schnell und flink mit dem Ball. Er hat sich sehr, sehr schnell entwickelt", erinnert sich sein Entdecker Milenkovski im Gespräch mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Musiala kickt beim TSV mit ein Jahr älteren Mitspielern. Sie sind größer, kräftiger. Aber: "Jamal war immer sehr diszipliniert und hat für sein Alter im Training sehr viel zugehört. Er war stets konzentriert und hat versucht zu machen, was man ihm sagt", berichtet der erste Jugendtrainer des Offensivspielers.
Sein Vater Daniel Richard, gebürtiger Nigerianer, ist immer mit dabei, hält jedes Spiel seines Sohnes mit der Videokamera fest. "Er war oft mehr am Schwitzen als Jamal", lacht Milenkovski. Mutter Carolin fährt ihr Kind zu jedem Training, sogar bis zuletzt beim FC Bayern.
Musiala zog 2010 nach England um
Auch in der Marquardschule erinnern sich die Lehrer noch bestens an den schmächtigen Jungen. "Wenn er gemerkt hat, dass es auf die große Pause zugeht, hatte er sofort das Verlangen, Fußball spielen zu können – gerne auch mit den größeren Kindern", sagt Jamals damaliger Sportlehrer Christoph Schulte. Musiala sei ein "zurückhaltender und höflicher" Schüler gewesen.
2010 geht es für die Familie Musiala dann auf die Insel – aufgrund eines Auslandsstudiums der Mutter nach Southampton. Jamal kickt erst beim FC, wechselt dann in die Jugendabteilung des FC Chelsea, durchläuft diverse Nachwuchsnationalteams der „Three Lions“, bevor 2019 die Rückkehr nach Deutschland ansteht – zum Rekordmeister.
DFB gewinnt Rennen um Musiala
Der DFB und der englische Fußballverband buhlen um das Juwel, das für beide Nationen auflaufen kann. Bundestrainer Joachim Löw trifft sich mehrfach persönlich mit Jamal und dessen Familie und überzeugt Musiala, den er heute erstmals für die WM-Qualispiele gegen Island (25. März), Rumänien (28. März) und Nordmazedonien (31. März) aufbietet. Löw sieht in ihm "ein riesiges Potenzial". Musiala selbst sagt: "Ich habe einfach auf mein Gefühl gehört."
Auf Spurensuche: Wo die Karriere von Bayern-Talent Jamal Musiala begann.
Sein einstiger Jugendtrainer kann die Entscheidung für den DFB gut nachvollziehen. "Jamal hat sich in Deutschland immer sehr wohl gefühlt. Er wird bestimmt noch lange in München mit seinen beiden Schwestern und seiner Mutter bleiben", glaubt Milenkovski. Beim FC Bayern machte Musiala in dieser Saison schon 28 Pflichtspiele (vier Tore), gilt als designierter Nachfolger von Weltmeister Thomas Müller.
Musiala-Entdecker: Schaue mir alles an
Jamal ist bereits mit 18 ein Star – und für viele Kinder der Marquardschule sowie des TSV Lehnerz ein großes Vorbild. "Viele werden sogar nur seinetwegen Bayern-Fan. Auch ich schaue mir alles von ihm an – die Spiele, die Interviews und auch die Trainingseinheiten", sagt sein Entdecker und größter Fan Milenkovski. Der Nordmazedonier ist überzeugt: "Jamal wird in Zukunft eine sehr große Rolle im Weltfußball spielen. Der Junge ist einfach ein absolutes Ausnahmetalent." Und davon hat der DFB aktuell nicht sehr viele.
Auf dem Trainingsplatz der neuen Spielgemeinschaft SG Barockstadt Fulda-Lehnerz gibt Milenkovski inzwischen die Richtung für die potenziellen Stars von morgen vor. Einige tragen beim Training Trikots des FC Bayern, andere das der deutschen Nationalmannschaft. Es fehlt eigentlich nur noch der Name ihres großen Vorbilds auf dem Rücken: Jamal Musiala.
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