Jared Goff hatte den Stempel schon aufgedrückt bekommen. Einen niederschmetternden, vernichtenden Stempel. Als „nicht NFL-tauglich“ bezeichneten diverse Football-Experten und -Fans den Nummer-eins-Pick der LA Rams, bei denen es mit einem "Get-Back-Coach" übrigens einen der skurrilsten Jobs der Liga gibt, im NFL-Draft 2016. Schuld daran war sein schwacher Start in der besten Football-Liga der Welt. In seiner Rookie-Saison 2016 hatte er das schlechteste Rating aller Quarterbacks der NFL, warf nur fünf Touchdowns – dafür aber sieben Interceptions. Kein einziges Spiel konnten die Rams mit ihm gewinnen. Doch inzwischen führte Goff seine LA Rams in den Super Bowl gegen die New England Patriots (Sonntag, 22.45 Uhr, Pro7), wurde in den ProBowl gewählt und glänzt unter Trainer Sean McVay.
McVay und Goff haben die LA Rams zu einem echten Spitzenteam in der NFL gemacht – gespickt mit einigen Star-Spielern. Der 24-jährige Quarterback weiß, wie er diese händeln muss und strotzt vor Selbstbewusstsein – ohne dabei ein Draufgänger zu sein. „Er steckt verdammt noch mal nicht zurück. Er ist mental stark, in guten und schweren Zeiten. So wünscht sich jeder seinen Quarterback“, lobte McVay Goff einmal. „Er lässt sich von nichts beeindrucken.“
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Goff profitiert von Trainer McVay
Seitdem der neue Trainer da ist, läuft es für Goff. Er überforderte Goff nicht mit komplizierten Spielzügen und dieser dankte es ihm mit einem sicheren Arm und exakten Würfen. Schon in der Saison 2017 lieferte er starke Werte. Doch vor allem in der Saison 2018 hat er nun auch ein Team parat, dass unter anderem mit dem Runningback Todd Gurley einen herausragenden Spieler hat. 4688 Yards warf Goff in der bisherigen Saison, auch wenn er gerade im Dezember eine kleine Schwächephase durchmachte. In den Play-offs war er in den wichtigen Phasen der Spiele wieder vollkommen da.
Schon im College spielte Goff groß auf. An der University of California war er der unumstrittene Starting-Quarterback, stellte insgesamt 26 Teamrekorde auf. Der Lohn: Die LA Rams wollten ihn unbedingt in die NFL holen – und tauschen mit den Tennessee Titans die Picks im Draft, um Goff an erster Stelle unter Vertrag zu nehmen. Das ließ sich das Quarterback-Talent übrigens gut bezahlen. Er unterschrieb einen Vierjahresvertrag im Wert von 27,9 Millionen US-Dollar und kassierte zusätzlich 18,6 Millionen Dollar Unterschriftenbonus.
Das Football-ABC
Goff ist ein Typ Surferboy. Blonde Haare, 1,93 Meter groß, in Kalifornien aufgewachsen und auch dort zum College gegangen, nun spielt er in Kalifornien in einem der aufstrebenden Teams der Liga. Ein Junge von nebenan, so scheint es. Goff gibt sich als Schwiegermutters Liebling, fällt neben dem Footballfeld nicht wahnsinnig auf. In dieser Saison nahm er leicht verkleidet in einem College-Football-Team im Training teil – sein Gesicht war aber klar zu erkennen. Die Trainer erzählten seinen temporären Mitspielern, dass er ein Testspieler sei. Obwohl Goff 2016 an erster Stelle gedraftet wurde, erkannte ihn aber niemand.
Goff: Generationen-Duell mit Tom Brady
Anders sein Gegenüber im Super Bowl am Sonntag: Tom Brady von den New England Patriots ist der Stars des Sports, sammelt einen Rekord nach dem anderen ein. Als Brady seinen ersten NFL-Titel gewann, war Goff gerade einmal sieben Jahre alt. Nun stehen sich beide in einem Finale gegenüber. Nicht nur deshalb ein besonderes Duell. Wie Brady eiferte auch Goff Joe Montana, dem legendären Quarterback der San Francisco 49ers, nach. Ihm zu Ehren trägt Goff sogar die Nummer 16 auf dem Trikot.
Im Super Bowl 53 greift Goff nun erstmals nach den Sternen. Es wäre zwar eine große Überraschung, wenn er mit den LA Rams den Titel gegen die New England Patriots gewinnen würde. Aber Goff ist in dieser Saison – und vor allem in der Zukunft - wohl noch einiges zuzutrauen. Die erste Talsohle in seiner Karriere hat er schließlich schon durchschritten. Und das ist ja bekanntlich der Stoff von Hollywood-Filmen: Der gefallene Held, der wieder aufsteht und das Unmögliche möglich macht. Ein Super-Bowl-Sieg des 24-Jährigen mit den Rams würde somit zu seiner aktuellen Wahlheimat Los Angeles passen…