Der vergessene Julius Kühn. Die Geschichte vom in der Kabine festgesetzten deutschen Handball-Nationalspielers war die Lachnummer nach dem Weißrussland-Spiel. Der Rückraum-Riese war in der Halbzeitpause versehentlich in der Umkleide eingeschlossen worden. Außergewöhnlich? Nein. Die Geschichten von in Kabinen eingesperrten Spielern, vergessenen Turnschuhen und an Raststätten zurückgelassenen Spielern gibt es von Kreis- bis Bundesliga. "Mir ist es noch nicht passiert. Aber unserem Co-Trainer Iker Romero. Er hat davon erzählt", berichtete Hannover-Chef Sven-Sören Christophersen, der in den EM-Tagen für das ZDF als Experte am Ball ist.
Tobias Reichmann nach Kühn-Panne: "Jetzt schaut jeder zweimal auf der Toilette nach"
Bei einer Europameisterschaft haben die Geschichten indes Seltenheitswert. Für Kühn war es auch eine Premiere. "Ich war als Letzter auf der Toilette und habe schon so etwas geahnt. Ich kam aus der Toilette und dachte: Scheiße, hier ist ja nicht viel los." Er habe habe dann panisch gegen die Tür geklopft. "Zum Glück saß davor ein Mann von der Security, der mich gehört hat." Der 26-Jährige war dann doch noch rechtzeitig zum Wiederbeginn auf dem Parkett.
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Für Teamkollege Tobias Reichmann ist es eine "lustige Anekdote. Wir haben den Julius in der zweiten Halbzeit ja auch gebraucht." Aber ein Schlüsseldienst werde deshalb nicht eingestellt, so Reichmann. "Jetzt geht wohl jeder noch einmal durch und schaut zweimal auf der Toilette nach." Auch Philipp Weber fand es "witzig. Da wir die Nane jetzt künftig wohl öfter kontrollieren, ob alle raus sind." Nane, das ist die DHB-Betreuerin aus Nordfriesland und im Team die "Schlüsselbeauftragte".



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Weber verriet nebenbei, wie sich die deutsche Mannschaft auf ein Spiel einstimmt: "Wir sind meistens 90 Minuten vor dem Spiel in der Halle. Dann hat jeder so seine Rituale. Manche gehen noch mal in die Erwärmungshalle, machen ein paar Trickwürfe, andere fokussieren sich etwas mehr aufs Spiel. Anschließend werden die Tapes gesetzt. Und 50 Minuten vor dem Spiel ist die finale Ansprache vom Bundestrainer", sagte der Rückraum-Spieler aus Leipzig und lobte Coach Christian Prokop: "Das macht er gut, holt uns da auch emotional ins Boot. Ab da ist jeder in seinem Tunnel." Anschließend geht es raus aufs Spielfeld. Wenn man dann nicht eingeschlossen wird. Weber selbst hat es noch nicht erlebt. "Und das soll auch so bleiben. Darauf kann ich gern verzichten."