Die Debatte um einen Nachfolger für Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff hat sich auch am dritten Advents-Wochenende fortgesetzt. In die Kandidatenliste mit den Namen zahlreicher Altinternationaler reihte sich am Sonntag auf eigene Initiative der ehemalige Weltmeister Jürgen Kohler ein. "Ich würde es mal so umschreiben: Die Herren haben ja meine Nummer", sagte der 57-Jährige in der TV-Sendung "Doppelpass" bei Sport1.
Kohler hat nach seiner erfolgreichen Spieler-Karriere als Trainer und Sportdirektor gearbeitet. Beim DFB wurde er im Juli 2002 Trainer der U21, wechselte aber nur neun Monate später als Sportdirektor zum Bundesligisten Bayer Leverkusen. Hier war nach gut einem Jahr wieder Schluss. Anschließend arbeitete er als Trainer oder Manager bei verschiedenen unterklassigen Vereinen.
Kohler sieht nach dem Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der WM in Katar und nun schon drei enttäuschenden Turnieren nacheinander bei der DFB-Auswahl weiterhin das Potenzial, um bei der Heim-Europameisterschaft 2024 auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu sein. "Wir haben schon ein paar richtig gute Spieler", sagte er. Ein Kardinalproblem sieht er in der Defensivarbeit, die er als "schlampig", bezeichnete. Er empfahl auch einen etwas härteren Umgang mit den Spielern.
Bierhoff war im Anschluss an die WM nach 18 Jahren Amtszeit beim Deutschen Fußball-Bund abgetreten. Verbandspräsident Bernd Neuendorf hat sich noch nicht zu den bislang in der öffentlichen Debatte genannten Kandidaten geäußert. Der 61-Jährige wird am Dienstag auf dem Frankfurter DFB-Campus eine Pressekonferenz abhalten.
Gehandelt werden einige erfahrene Ex-Nationalspieler, darunter Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic (51) und Ex-Weltmeister Per Mertesacker (38). "Mit mir hat sich nach dem Bierhoff-Aus noch keiner unterhalten. Man muss auch wissen, dass ich in London sehr, sehr glücklich bin - familiär und beruflich", sagte Mertesacker, der beim FC Arsenal für die Nachwuchsarbeit zuständig ist, am Wochenende als ZDF-WM-Experte. Bobic erklärte bei MagentaTV, er könne, was seine Person betreffe, "nie etwas ausschließen. Das ist im Fußball so". Die nächsten Länderspiele der Nationalmannschaft finden erst im März 2023 statt. Denkbar ist, dass der Verband die umfangreichen Bierhoff-Aufgaben auf mehrere Personen verteilt.
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