Kai Havertz erlebt zurzeit nicht unbedingt die leichteste Phase seiner Karriere. Der hochveranlagte Star von Bayer 04 Leverkusen spielt eine Hinrunde, die weit unter seinen Möglichkeiten liegt. Erst an drei Toren der Werkself war der 20-Jährige direkt beteiligt, parallel gibt es fast täglich neue Transfer-Gerüchte um den Nationalspieler. Unterschreibt er beim FC Bayern? Oder doch bei einem Topklub im Ausland? Einigen Fans von Leverkusen wurde diese Kombination offenbar zu viel - sie pfiffen das Mittelfeld-Juwel aus, als Trainer Peter Bosz ihn bei der Niederlage gegen Hertha BSC vorzeitig auswechselte.
Dem Holländer fehlt für die Fan-Wut jegliches Verständnis. Der 56-Jährige ruft die Anhänger von Bayer vor dem Auswärtsspiel gegen Mainz am Samstag (15.30 Uhr) zur Mäßigung auf. "Seit ich hier bin, wird von der Bayer-Familie gesprochen. Ich würde meine Familie nicht so beschimpfen." Die Verärgerung über Havertz Leistungsdelle überrascht, immerhin ist Havertz ein Bayer-Eigengewächs und im Klub, seit er 11 Jahre alt war,
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Bayer-Sportdirektor Rolfes nimmt Havertz in Schutz: "Viel auf ihn eingeprasselt"
Havertz sei ein Spieler, der eine Phase habe, "in der es nicht so gut läuft", erklärte Sportdirektor Simon Rolfes, der den Mittelfeldspieler in Schutz nahm. "Es ist viel auf ihn eingeprasselt in letzter Zeit. Aber er ist noch immer ein sehr junger und sensibler Spieler." Havertz ist der jüngste Spieler, der auf 100 Einsätze in der Bundesliga zurückblicken kann, löste Timo Werner ab. Nachdem ihm im Vorjahr überragende 20 Tore in allen Wettbewerben gelangen, waren es bisher nur drei.



Die Pfiffe der Fans würden nicht dafür sorgen, dass sich dieses Missverhältnis ändert, glaubt Bosz. "Ich verstehe die Menschen nicht, wenn sie der Mannschaft helfen wollen. Warum pfeifen sie dann einen einzigen Spieler aus? Das hat Kai nicht verdient", sagte der Trainer, der am Montag seinen ersten Jahrestag als Bayer-Coach erlebt. Er hatte vor einem Jahr Heiko Herrlich ersetzt und konnte bislang 1,66 Punkte pro Spiel sammeln - eine gute Quote. Gegen wiedererstarkte Mainzer soll angesichts von zuletzt zwei Niederlagen in Folge nun die Trendwende gelingen.
Havertz, der angeblich konkrete Verhandlungen mit mehreren Spitzenklubs führen soll (genannt wurden unter anderem der FC Bayern und Manchester United) will dabei eine zentrale Rolle spielen. Bei einem Sommer-Transfer könnte der gebürtige Aachener Leverkusen eine hohe Ablösesumme von bis zu 150 Millionen Euro einbringen.
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Die vielen Gerüchte über einen Wechsel versucht der Youngster zurzeit aber auszublenden. "Ehrlich gesagt interessiert mich das im Moment zu null Prozent. Weil einfach zu viele wichtige Spiele anstehen", versicherte Havertz.