Leipzig. RB Leipzigs Julian Nagelsmann könnte auch als Schachspieler durchgehen. Der junge Mann liebt taktische Ränkespiele, stellt während des Spiels mit Wonne um, macht vergiftete Angebote, blinkt links und biegt rechts ab. Das Schöne daran aus Zuschauer-Sicht: Die Leibesübungen der Seinen haben nichts Verkopftes, Julians Nagelsmänner sitzen nicht ewig überm nächsten Zug, trauern keiner flöten gegangenen Figur nach, bleiben im Angriffsmodus. Sie ziehen notfalls mit einer schlecht frisierten Dame, bröckelnden Türmen, humpelnden Pferden und einem just der Betten-Gruft entsprungenen schwedischen König in die Schlacht. Auch gegen einen besser positionierten Gegner. Siehe Gladbach.
Kann so ein Trainer mit so einer Herangehensweise und so einer Mannschaft Meister werden? Ja. Sind die Rasenballer eine Gefahr für die Bayern? Ja. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge und Hansi Flick zur Halbzeit des Gladbach-Spiels ein Weizenbier aufgezogen haben, ein, zwei Freud betonte Schlucke nahmen und am Ende ein schlecht gelauntes Bäuerchen ins holzgetäfelte Bauernhaus entließen.



Die Bayern haben nach wie vor das beste Personal der Liga. Wenn alle Sinne geschärft und Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich und Robert Lewandowski gesund bleiben, stemmen sie zum 654. Mal die Schale. Falls nicht, könnte wieder Mal eine Leipziger Mannschaft feiern. 108 Jahre nach dem VfB anno 1913.