Es war still geworden um das Thema, doch am Donnerstag äußerte sich mit Koen Casteels erstmals ein VfL-Profi zum Wechselfehler in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Preußen Münster (3:1). Der neue Kapitän des Wolfsburger Fußball-Bundesligisten hatte von dem Fauxpas genau wie seine Teamkollegen "erst nach dem Spiel in der Kabine erfahren", die Enttäuschung war groß. Doch in dieser Woche erlebte der Torhüter eine Mannschaft, die sich voll auf den Liga-Start am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Bochum konzentriert und einen Trainer, der vornweg marschiert.
Sechs statt der erlaubten fünf Wechsel hatte VfL-Coach Mark van Bommel in Münster vorgenommen und damit in den 120 Minuten einen Spieler zu viel ausgetauscht - ein klarer Regelverstoß. "Das war sehr ärgerlich", sagt Casteels, der erst nach dem Schlusspfiff von dem Wechselfehler mitbekam. "Man ist während des Spiels sehr fokussiert. Und es ist nicht so, dass du im Spiel die Zeit hast, um durchzuzählen, wer raus und wer rein gekommen ist. Das machst du als Spieler nicht", erklärt der neue Mannschaftsführer. Preußen legte anschließend Protest gegen die Wertung der Partie ein, der DFB will sich nun Stellungnahmen beider Klubs einholen, ehe der Fall vor dem Sportgericht landet.



Welche Entscheidung da getroffen wird, ist offen. Es hängt insbesondere von der Schuldfrage ab. Trägt der VfL die Hauptschuld, dürfte es eine Wertung gegen die Wolfsburger geben, Preußen stünde dann in der zweiten Pokal-Runde. Im anderen Fall könnte es sogar ein Wiederholungsspiel geben. Dass Wolfsburg Sieger der Partie bleibt scheint ausgeschlossen, auch beim VfL geht davon niemand aus. Da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, rede Casteels "nicht so gerne über solche Dinge. Es ist noch nichts entschieden, wir müssen abwarten." Eine Entscheidung könnte es in der kommenden Woche geben.
Bis dahin steht aber noch der erste Spieltag gegen Bochum auf dem Programm - und genau darauf habe in dieser Trainingswoche auch der Fokus gelegen. "Das andere können wir sowieso nicht mehr beeinflussen", betont Casteels. Und van Bommel, der sich seinen Pflichtspiel-Start sicher ganz anders vorgestellt hatte und dem dieser Fehler noch lange nachhängen wird, präsentierte sich danach schnell wieder ambitioniert. "Am Tag nach dem Spiel ging es ihm wie uns allen, er war enttäuscht, dass das passiert ist", schildert Casteels. "Nach dem freien Tag ist der Trainer vorangegangen. Man hat gemerkt, dass er nicht mehr zurückgedacht hat. Er hat gesagt, wir müssen den Schalter umlegen, wir können es nicht mehr ändern."
Gegen Bochum müssen die Wolfsburger aber noch eine Schippe drauflegen, überzeugend war die Vorstellung im Pokal unabhängig vom Wechselfehler nicht. "Es waren viele gute Sachen dabei, aber auch einige individuelle Fehler, die wir noch rauskriegen müssen", findet Casteels. Vor allem an der Chancenverwertung müsse der VfL noch arbeiten. auch das Defensivverhalten sei in der einen oder anderen Szene nicht gut gewesen. "Aber", so Casteels, "wir haben das Spiel gewonnen. Das sollte uns für die nächsten Aufgaben positive Energie geben. Es gibt andere Bundesligisten, die ihre Spiele verloren haben." Beispielsweise Eintracht Frankfurt mit Ex-Wolfsburg-Coach Oliver Glasner.
In Münster hatte Casteels die Wolfsburger erstmals als neuer Mannschaftsführer in einem Pflichtspiel aufs Feld geführt. Dass der Belgier das Amt von Josuha Guilavogui übernimmt, davon habe der Schlussmann "auch erst am Samstag erfahren". Bis einen Tag vorm Spiel hatte van Bommel seine Entscheidung offengelassen. "Der Trainer hat gesagt, dass er es sich lange überlegt hat und möchte, dass ich neuer Kapitän werde, da ich die meisten Spiele machen werde", erzählt Casteels, der schon in der vergangenen Saison öfters stellvertretend die Binde getragen hatte. "Es ändert sich jetzt nicht viel für mich. Auch für Josh wird sich nicht viel ändern. Wenn ein anderer Spieler letztes Jahr etwas sagen wollte, hat derjenige es auch angesprochen. Es muss nicht alles über den Kapitän laufen." Und so werde es auch weiterhin sein.
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