Die erste Teilnahme an der Weltmeisterschaft hat Katars Nationalmannschaft lange vorbereiten können. Die umstrittene Vergabe vor zwölf Jahren gab nicht nur den Organisatoren viel Vorbereitungszeit. Auch die sportlich Verantwortlichen hatten genug Zeit, um eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen. Die Versuche, sich früh auf Wettbewerbslevel mit Nationen auf der ganzen Welt zu messen, trug indes kuriose Züge. So startete Katar als Gastteam bei der Copa América in Südamerika sowie dem Gold Cup in Nord- und Mittelamerika – dort scheiterte das Team aus dem Wüstenemirat im vergangenen Jahr sogar erst im Halbfinale knapp mit 0:1 an den USA. Außer Konkurrenz nahm Katar zudem an der WM-Qualifikation in Europa teil.
Den größten Erfolg gab es 2019 bei den Asienmeisterschaften. Durch einen überraschenden Finalsieg gegen Japan (3:1) feierte Katar den ersten großen Titel überhaupt. Es war der Höhepunkt für die Mannschaft von Felix Sanchez Bas, der in seiner Laufbahn auch schon in der Jugend des FC Barcelona gearbeitet hat. Der Spanier übernahm 2017 die katarische Nationalmannschaft.
"Football Dreams" statt Einbürgerung von Topspielern
Erstmals zahlte sich die Ausbildung in der Aspire Academy aus: 15 der 23 Spieler aus dem Kader beim Asien-Cup-Sieg sind im hochmodernen und milliardenschweren Nachwuchszentrum großgeworden. Der FC Bayern München verbringt dort seit vielen Jahren seine Wintertrainingslager. Das Gelände in der Hauptstadt Doha umfasst mehrere Fußballplätze und eine große Halle.
Auf dem Areal steht das Khalifa International Stadium. Es ist die einzige der insgesamt acht WM-Arenen, die es bereits länger gibt. Für das Turnier renovierte der Ausrichter das rund 40.000 Zuschauer fassende Stadion aufwendig. Dort bestreitet die deutsche Nationalmannschaft am 23. November ihr erstes Spiel gegen Japan.
Die ausufernde Einbürgerung von Topspielern wie vor der Handball-WM 2015 stellte im Fußball indes keine Option dar. Stattdessen setzte man auf das Programm "Football Dreams": Scouts suchten in Entwicklungsländern nach talentierten Spielern – allein um zwei bis drei jungen Katarern jedes Jahrgangs ideale Trainingspartner an die Seite zu stellen.
Katar feiert gegen Ecuador WM-Premiere
Im aktuellen Aufgebot von Nationalcoach Sanchez kommen immer noch mehr als zwei Drittel der Spieler von der Aspire Academy. Alle spielen in der heimischen Qatar Stars League (QSL). Einer, der es schon in Europa versucht hat, ist Akram Afif. Der 26 Jahre alte Flügelstürmer stand beim FC Villarreal unter Vertrag, konnte sich beim Klub in der spanischen La Liga aber nie durchsetzen.
An diesem Sonntag (17 Uhr, ZDF und Magenta TV) feiert Katar gegen Ecuador seine WM-Premiere. Und es stellt sich die Frage: Wie gut ist der Gastgeber? Im Laufe des Jahres hatten sich Sanchez und seine Mannschaft wochenlang unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf das Heimturnier vorbereitet. Die Ergebnisse der Testspiele nach dem Trainingscamp waren ernüchternd: Niederlagen gegen eine bessere U21 Kroatiens und gegen Kanada und ein 2:2 gegen Chile. Danach folgten aber nur noch Siege – gegen andere Fußballzwerge wie Guatemala, Honduras und Panama. Beim letzten Test gewann Katar mit 1:0 gegen Albanien. Wirkliche Aussagekraft hatten diese Partien jedoch nicht.
Der Einzug in die K.-o.-Runde in der Gruppe A mit Ecuador, den Niederlanden und Senegal wäre überraschend. Ahmed Khellil Abbass, derzeit Chef der QSL und in der Vergangenheit als Direktor der Nationalmannschaften tätig, erinnert deswegen gern an 2018. "Wir haben in Russland gesehen, was als Gastgeber möglich ist, selbst als Außenseiter", sagte Abbassi dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), über den Viertelfinaleinzug des russischen Teams vor vier Jahren.
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