09. November 2022 / 13:49 Uhr

Katar-Kritik und mögliches Coming-out bei der WM: Das sagt Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger

Katar-Kritik und mögliches Coming-out bei der WM: Das sagt Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Thomas Hitzlsperger spricht über die Zustände in WM-Gastgeberland Katar.
Thomas Hitzlsperger spricht über die Zustände in WM-Gastgeberland Katar. © IMAGO/Sportfoto Rudel
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Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat vor der anstehenden WM in Katar über den Umgang der Spieler mit der umstrittenen Gastgeberland-Thematik gesprochen. Zudem würde er sich über ein Coming-Out homosexueller Profis während des Turniers freuen.

Der ehemalige Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger bedauert, dass die Nationalspieler nicht klar Position zur WM und zu dessen umstrittenen Gastgeber Katar Position beziehen. Zugleich zeigte er in einem Interview mit der Zeit auch Verständnis für die Zurückhaltung seiner früheren Berufskollegen. Für die ARD-Reportage "Katar - warum nur?", hatte der 40-Jährige unter anderen mit National-Torwart Manuel Neuer und Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan über die WM und Katar gesprochen.

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"Das sind hochanständige Jungs, im privaten Gespräch offen und zugänglich. Sobald die Kamera läuft, lassen sie Vorsicht walten, zum Beispiel mit Statements wie: 'Ja, wir sind für die Einhaltung der Menschenrechte'", sagte Hitzlsperger. "Die Diskussionen rund um diese WM strengen sie sichtlich an, daher bleiben am Ende oftmals nur Allgemeinsätze." Er hatte auch im Rahmen einer Informationsveranstaltung des DFB-Teams zu den Spielern gesprochen. "Ich war per Video zugeschaltet. Eine Reaktion habe ich leider nicht bemerkt", berichtete der frühere Vorstandschef des VfB Stuttgart.

"Sie werden das schon zur Kenntnis genommen haben, aber am Ende sind Spieler umgeben von ihrem engen Beraterumfeld. Dort wird oftmals bestimmt, was sie wann sagen, welche Botschaften sie senden“, meinte er weiter. "Und – das weiß ich aus meiner eigenen Profizeit – dieses Umfeld ist an einer solchen Positionierung nur selten interessiert." Es gehe darum, "möglichst nicht anzuecken, um die Karriere und alles, was damit verbunden sein könnte, nicht zu gefährden".

Hitzlsperger: "Die FIFA ist das Grundproblem"

Kritik übte Hitzlsperger am Fußball-Weltverband. "Die FIFA ist das Grundproblem. Sie hat Katar bestellt, sie hat Katar bekommen und wundert sich nun über die Kritik", sagte er. "Und sie hat es sich richtig was kosten lassen. Wenn im Rahmen der FIFA-PR berühmte Ex-Fußballer wie David Beckham für Honorare in Millionenhöhe zusammen mit FIFA-Chef Gianni Infantino durch die Welt reisen, um den Leuten zu erklären, wie toll das alles war und ist in Katar, dann ist das obszön."

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Der frühere Nationalspieler lebt bereits seit seiner aktiven Profizeit offen homosexuell. Ein Coming-out von weiteren homosexuellen Spielern bei der anstehenden WM würde er begrüßen. "Ich fände es toll, wenn es einer machen würde. Ich würde es aber nicht fordern", sagte Hitzlsperger, der aber auch anfügte, dass das Turnier für die Akteure "womöglich nicht der beste Moment" sei. Denn: "Ein Coming-out wäre, ich weiß das ja, eine maximale Ablenkung. Da sucht man sich vielleicht einen anderen Zeitpunkt aus", so Hitzlsperger, der die jüngsten Äußerungen des katarischen WM-Botschafters, wonach Homosexualität ein "geistiger Schaden" sei, kritisierte.

Hitzlsperger wird während der WM vom 20. November bis 18. Dezember als ARD-Experte neben Nationaltorhüterin Almuth Schult und 2014-Weltmeister Sami Khedira die Spiele und das Geschehen in dem Emirat von Deutschland aus analysieren. Seine Reportage läuft am kommenden Montag (20.15 Uhr) im Ersten im Rahmen eines Thementages.

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