09. Juni 2021 / 18:27 Uhr

Kein Kratzen oder Knirschen: Leipziger Eissport-Club setzt mit Kunststofffläche „Meilenstein“

Kein Kratzen oder Knirschen: Leipziger Eissport-Club setzt mit Kunststofffläche „Meilenstein“

Stephanie Riedel
Leipziger Volkszeitung
Auch im Sommer: Eiszeit beim Leipziger Eissport-Club.
Auch im Sommer: Eiszeit beim Leipziger Eissport-Club. © Stephanie Riedel
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Die Zentrale des Eissports in der Messestadt schmückt sich neuerdings mit einer Kunststoffeisfläche. Beim Leipziger Eissport-Club können die Abteilungen Eishockey und Eiskunstlauf damit nun auch im Sommer loslegen und an Grundfertigkeiten arbeiten. Mit dem in Sachsen bisher einmaligen Projekt hat der Club viel vor.

Leipzig. Die Sonne ballert auf das Hallendach des Kohlrabizirkus. Undenkbar, dass bei solchen hochsommerlichen Temperaturen Kufencracks auf dem Eis trainieren können. Doch genau das ist seit drei Wochen möglich. Just stiefelt der Eishockey-Nachwuchs des Leipziger Eissport-Clubs wie selbstverständlich über die schwarzen Gummimatten in Richtung Eisfläche – natürlich in Vollmontur und auf Kufen. Coach Andreas Felsch muss bei dem einen oder anderen Knirps nochmal die Schnürsenkel fest nachziehen. Dann darf das Spektakel beginnen. Das Training der so genannten „Laufgruppe“ steht an.

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Fließender Kunststoff

Die neu angeschaffte Kunststoffeisfläche macht es möglich! Eishockey und Eiskunstlauf sind beim hiesigen Club nun auch im Sommer durchführbar, um die Kinder kufenfit zu halten. Das Projekt ist bisher einmalig in Sachsen, ein „Meilenstein“, sagt der sportliche Leiter Felsch stolz. Gleichzeitig hallt das schnelle und kurze Aufsetzen der Kufen der Lauftruppe durch das altehrwürdige Gebäude. Spätestens jetzt ist klar: Hier wird die Sehnsucht nach Eissport gestillt. Einzig das kratzende Knirschen der Metallkufen auf dem Eis fehlt.

Druchklicken: Bilder vom Training der "Laufgruppe"

Meilenstein für den Club: Der Leipziger Eissport-Club trainiert auf künstlichem Eis. Zur Galerie
Meilenstein für den Club: Der Leipziger Eissport-Club trainiert auf künstlichem "Eis". ©

Bis zu acht Sportler fegen über den sechs Tonnen schweren Kunststoff. Da die elefantenschwere Neuanschaffung über dem Gerippe der eigentlichen Eisfläche liegt, wird diese durch einen Unterbau aus Paletten, Fließ und Sand geschützt. Eine Woche waren die Verantwortlichen des Clubs nebst fleißigen Helfern mit dem Aufbau beschäftigt. Der Eis-Ersatz ist für die Trainierenden eine willkommene Abwechslung zum Athletik- und Fitnesstraining und lockt zudem die Sportler aus der Pandemie-Müdigkeit. Das kann Eiskunstlauf-Trainerin Selina Hiller bestätigen. „Wir konnten einen Schwung mehr Kinder motivieren“, so die 21-Jährige. Neben 40 Minderjährigen trainieren über 80 Erwachsene in ihrer Abteilung.

Eiskunstlauf und Eishockey – geht das auf der 63.000 Euro teuren Fläche zusammen? „Wir machen keine Doppelsprünge auf dem Belag“, so Hiller. Dafür sei das 200 Quadratmeter große Areal ohnehin zu klein – die aufgebrachte Eisfläche im Winter misst das Achtfache. Die Eiskünstler würden zudem nicht genug Geschwindigkeit aufbringen können. Der 40-jährige Felsch erklärt, dass es sich bei der mobilen Neuanschaffung um fließenden Kunststoff handle. „Wenn Druck auf das Material kommt, fließt der Kunststoff zusammen.“ Damit werden nicht nur Unebenheiten der Eishockeyspieler, sondern auch größere Löcher der Eiskunstläufer ausgeglichen. Die Fläche bringt zudem einen Vorteil zu Konkurrenzprodukten mit sich: Das Material muss nicht geölt und nachbehandelt werden. Auf diesen Mehraufwand kann der LEC verzichten. „Wir haben lediglich einen Liter Abrieb am Tag (ungefähr 200 Gramm). Der wird einfach von der Fläche gefegt“, erklärt Felsch die unkomplizierte Handhabung. Zudem ist das gute Stück innerhalb von Stunden demontierbar oder kann jederzeit erweitert werden.

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Eissport, Fitness und Athletik

Unkompliziert ging auch die Absprache mit dem Vermieter - Vicus AG - über die Bühne. „Das steht juristisch alles auf sauberen Füßen. Die Vicus AG hat uns einen Teil der Halle zu einem bezahlbaren Preis zur Verfügung gestellt", so Andreas Löhr. Ob der Präsident des LEC auch die ungeklärte Eishallen-Geschichte auf neuen Stand bringen kann? „Die Stadt hat sich exponiert, noch ist aber nichts unterschriftsreif. Fakt ist: Die Stadt will kaufen, Vicus will verkaufen. Wir hängen bezüglich der Informationen hintendran.“

Der Chef ist vor allem froh, überhaupt eine vernünftige Trainingsmöglichkeit bieten zu können und hat dabei nicht nur die sportliche Entwicklung des Nachwuchses im Auge. Es gebe auch großen Bedarf beim öffentlichen Eislaufen, so Löhr. „Wenn der Eissport weiterhin wächst, dann müssen wir allein um die 30-35 Stunden Training abwickeln.“ Der LEC-Vorsitzende sieht in der Kunststofffläche eine geeignete Ausweichmöglichkeit. „Du kannst nicht den kompletten Bedarf mit einer Eisfläche abdecken.“ Zudem will der LEC den Spielern eine sportliche und langfristige Perspektive bieten, zumal der Verein Lizenzhalter der Profi-Mannschaft IceFighters Leipzig ist.

Nun heißt es aber erst einmal für den Nachwuchs: Richtig loslegen und das Miteinander nach langer Corona-Pause genießen. Wechselnde Sporthallen, wechselnder Belag und Rollen statt Kufen im Sommer sind für sie passé. Beim LEC läuft nun alles zusammen. Eissport, Fitness und Athletik! Ein Probetraining ist jederzeit möglich.

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