Bekannt ist es seit der vergangenen Woche, jetzt hat es der VfL Wolfsburg auch offiziell bestätigt: Ab sofort hat der Bundesligist keine U23-Mannschaft mehr. Die Zweite wird abgeschafft, stattdessen gibt es eine Kooperation mit dem österreichischen Erstligisten SKN St. Pölten. Die gesamte Neuausrichtung der Nachwuchsarbeit ist dabei extrem umfassend - und wird den Nachwuchsfußball in der Region stark verändern. Denn der VfL schafft auch seine Mannschaften in der E-Jugend und in der D-Jugend ab, hier sollen Talente in Kooperation mit dem SSV Vorsfelde, dem MTV Gifhorn, dem VfB Fallersleben und Acosta Braunschweig gefördert werden.
Der VfL ist nun nach Union Berlin, Arminia Bielefeld, RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt bereits der sechste Erstliga-Klub, der auf eine Reserve verzichtet. "Wir wollen in unserer Nachwuchsarbeit künftig völlig neue Wege gehen", so VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer, "und haben uns daher für eine strategische Neuausrichtung entschieden, die bewusst die bisher bekannten Pfade verlässt und innovative Ansätze findet, um die Ausbildung unserer künftigen und aktuellen Top-Talente weiter zu optimieren und auf das nächste Level zu bringen."




Die Grundidee: Talente werden in Vorsfelde, Fallersleben oder Gifhorn bereits gefördert, spielen dann von der C-Jugend bis zur A-Jugend beim VfL Wolfsburg, machen ihre ersten Schritte im Herrenfußball in St. Pölten - und kehren dann als Profi zum VfL zurück. Schäfer: "Die Auslagerung der Jahrgänge U10 bis U13 ist für alle Seiten ein Gewinn, weil die Spieler nicht zu früh aus ihrem gewohnten Umfeld müssen, unsere Partnervereine in der Region gestärkt werden sowie durch den intensiven Austausch näher an uns heranrücken und sich für uns die Zahl der geförderten Nachwuchsspieler dadurch erheblich erhöht." U10, U11 und U12 werden sofort abgeschafft, U13 im kommenden Jahr. "Wir sind überzeugt, dass alle Maßnahmen dazu beitragen, unsere Talente im bestmöglichen Sinne zu fördern und weiterzuentwickeln und wir damit eine höhere Durchlässigkeit in den Profifußball erreichen", so Schäfer weiter. Koordinator der Kooperationen soll nach SPORTBUZZER-Informationen der bisherige VfL-Nachwuchstrainer Luca van Ahlen (Sohn voin Ex-Bundesliga-Profi Markus van Ahlen) werden, für jeden der vier Klubs der Region wird zudem eine Art Verbindungsmann installiert.
Keine eigene U23 mehr zu haben, sei Teil dieser Grundidee, aber der Verzicht "ist uns natürlich alles andere als leichtgefallen", wie Schäfer zugibt. Sinnvoll sei er dennoch: "Durch die Kooperation mit St. Pölten und die daraus resultierende Möglichkeit, dass sich unsere Spieler in einer Profiliga weiterentwickeln können, ergibt eine eigene Ausbildungsmannschaft in der Regionalliga keinen Sinn mehr – weder wirtschaftlich noch perspektivisch." Entscheidung, ob ein Leihgeschäft sinnvoll ist und umgesetzt wird, treffen der VfL und der SKN St. Pölten in engem Austausch und einvernehmlich.
Die Neuorientierung sorgt auch für den Wegfall einiger Jobs: Während alle Mitarbeiter, die rund um das U23-Team tätig waren, in der VfL-Fußball-Akademie weiterbeschäftigt werden, so heißt es in der VfL-Mitteilung, "werden einige Spieler und Trainer den Verein verlassen. Der VfL bemüht sich in diesen Fällen um eine für die Betroffenen sozialverträgliche Lösung." Henning Bürger, bisher U23-Trainer, wird den Verein verlassen.