Damit war irgendwann zu rechnen – nun ist es soweit: Der erste Profi-Fußballer hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Timo Hübers, Innenverteidiger des Zweitligisten Hannover 96, wurde positiv auf das Virus getestet. Das gab sein Verein am Mittwoch bekannt. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) muss nach der Entscheidung des DFB, der die nächsten zwei Spieltage der 3. Liga verschoben hat, nun nachziehen.



Schon jetzt fallen gleich drei Spiele in der Europa League aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus aus. Die Partie von Eintracht Frankfurt beim FC Basel wurde abgesagt. Die AS Rom wird nicht zum Auswärtsspiel am Donnerstag beim FC Sevilla reisen und der FC Getafe will nicht nach Italien fliegen, um dort in Mailand gegen Inter anzutreten. Die Verbände geraten dadurch immer mehr unter Druck, nachdem schon die Serie A die Spiele bis April aussetzt. Die Zeitpläne sind grundsätzlich schon eng – nun sind sie unter Aspekten der Fairness nicht mehr zu halten. Und so rückt eine Verschiebung oder Absage aller Wettbewerbe immer weiter in den Fokus.
DFL setzt falsches Zeichen mit Fortführung der Liga
Auch in Deutschland könnte jetzt das erste Spiel abgesagt werden: Die Partie von Hannover 96 gegen Dynamo Dresden steht auf der Kippe. Hübers‘ Mitspieler hatten wohl seit der Infektion keinen Kontakt zu ihm. Doch wer weiß, wer sonst schon das Virus in sich trägt? Das Beispiel zeigt: Fußball-Profis sind genauso wenig unverwundbar wie alle anderen Menschen auch, sie können sich auf anderen Wegen infizieren – und den Erreger auf dem Platz weitertragen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Empfehlung ausgesprochen, alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Dieser Empfehlung sind viele Städte inzwischen gefolgt. Kulturveranstaltungen, Messen usw. wurden bereits abgesagt. In der Bundesliga finden alle Spiele des kommenden Spieltags ohne Zuschauer als sogenannte Geisterspiele statt. Business as ususal unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um irgendwie das Programm durchzupeitschen: Ein falsches Zeichen, nur um das eigene Rennen weiterfahren zu können. Wie sehr reduziert sich die Ansteckungsgefahr, wenn viele Fans statt ins Stadion in eine Kneipe gehen, um ihre Lieblingsmannschaft zu sehen?
Geisterspiele, Absagen: Diese Partien fallen der Ausbreitung des Coronavirus zum Opfer
In einem Fußballstadion sind zudem immer noch genug Menschen an einem Spieltag vor Ort – selbst wenn es als Geisterspiel deklariert ist. Spieler, Betreuer, Ordnungsdienste, Polizei, Journalisten, Techniker – alle stellen potenzielle Virenherde und –empfänger dar. Wenn also die Zuschauer durch die Geisterspiele geschützt werden und die Ausbreitung des Virus verhindert werden soll, sollten auch die, die auf dem Feld und drumherum arbeiten, geschützt werden.
Absage oder Geisterspiel: Es gibt keinen Königsweg
Einen Königsweg gibt es nicht. Es sind schließlich verschiedene, legitime Interessen, die Uefa, DFL und DFB unter einen Hut bringen müssen. Die von Spielern, Trainern und Vereinen, die ihren Sport ausüben wollen und Erfolge feiern möchten. Die von Sponsoren und Rechteinhabern, die viel Geld bezahlt haben, damit die Sportveranstaltungen durchgeführt werden und im TV übertragen werden können. Und die der Zuschauer, die Woche für Woche auf die Spiele hinfiebern und mit ihren Idolen leiden oder feiern. Doch die Gesundheit aller ist im Augenblick das Wichtigste. Ganz abgesehen davon, dass dem Fußball ohne Fans komplett die Emotionen fehlen.
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