Lutz Michael Fröhlich war außer sich. Als "abgrundtief respektlos" hatte Deutschlands Schiedsrichter-Boss die Schimpftirade von Julian Nagelsmann in Richtung von Referee Tobias Welz bewertet. Besonders die Wortwahl "Pack" brachte Fröhlich in einem Sport1-Interview auf die Palme.
Wer diese Worte las, mag angenommen haben, dass dem Trainer des FC Bayern nach dem Wutausbruch im Anschluss an das 2:3 bei Borussia Mönchengladbach großes Unheil von Seiten des Verbandes droht. Mehr als "abgrundtief respektlos" geht schließlich kaum.
Am Mittwoch verkündete das DFB-Sportgericht nach seinen am Sonntag aufgenommenen Ermittlungen nun das Urteil gegen Nagelsmann: 50.000 Euro Geldstrafe. Eine Sperre des Coaches für das Top-Spiel der Bundesliga zwischen den Münchnern und Verfolger Union Berlin am kommenden Sonntag entfiel, da der Trainer "bislang sportgerichtlich noch nicht in Erscheinung getreten war, sich noch am selben Abend entschuldigte und auch in der Stellungnahme an den Kontrollausschuss Einsicht zeigte".
Man kann anhand dieses Falles nun lang und vortrefflich über Recht, Unrecht und Gerechtigkeit debattieren. Wahrscheinlich finden sich für alle Sichtweisen Argumente. Was jedoch verwirrt: Hätte sich Nagelsmann seine verbale Entgleisung ähnlich lautstark noch im Innenraum geleistet, wäre er von Welz wohl per Roter Karte von der Bank verwiesen worden. Unumgängliche Folge: Eine Sperre.
Diesen Maßstab wollte der DFB offenbar nicht anlegen und handelte damit inkonsequent – zumal Nagelsmanns Gepolter dem Chef des eigenen Schiedsrichterwesen zufolge kaum hätte schlimmer ausfallen können. Übrigens: Laut Duden bezeichnet man als Pack "eine Menschengruppe, die als asozial oder verkommen abgelehnt wird".