Joachim Löw ist von seinem Plan abgerückt. Der Bundestrainer hat seinen eingeleiteten Umbruch nun doch abgebrochen und mit Thomas Müller und Mats Hummels zwei aussortierte Weltmeister zurück in seinen Kader für die Europameisterschaft geholt. Auf ihre Qualität und Erfahrung will er bei seiner letzten Mission setzen, bevor nach dem Turnier und 15 Jahren auf der deutschen Bank Schluss ist.

Ob man diese Entscheidung nun gut oder schlecht, nachvollziehbar oder nicht findet - sie ist vor allem ein Eingeständnis: Löw hat es nicht geschafft, sein eigenes Ziel zu erreichen. Nämlich nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 eine neue Mannschaft zu formen, die auch ohne die "alten Recken" in der Lage ist, bei der bevorstehenden Endrunde ganz vorne mitzuspielen.

Nicht nur Müller und Hummels müssen liefern, sondern auch die "neue Generation"

Dafür gibt es viele Gründe, die man dem Coach nicht ausschließlich anlasten kann und sollte. Vor allem fehlt es an ausreichend Spielern, die das Prädikat Weltklasse verdient haben. Deutschland hat einige Stars, die Topniveau erreichen können, aber dies (noch) nicht konstant genug schaffen. Deshalb werden Säulen, wie die beiden Rückkehrer es nun mal sind, bei der EM helfen. Eine Achse mit Manuel Neuer, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller sorgt beim Gegner auf jeden Fall schon mal für Respekt.

Doch das wird am Ende nicht reichen, um den Titel zu gewinnen. Nicht nur sie müssen liefern, sondern vor allem die "neue Generation". Jungs wie Leroy Sané, Serge Gnabry, Joshua Kimmich, Timo Werner oder Leon Goretzka müssen jetzt auch in der Nationalmannschaft beweisen, dass sie reif für den nächsten Schritt sind – bei ihren Klubs haben sie das schon gezeigt.

Löw hat bei der Nominierung mal wieder für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Es wäre schön, wenn ihm das bei seinem letzten Turnier auch auf dem Platz gelänge. Denn mehr als ein hochdekorierter Außenseiter ist das DFB-Team in der aktuellen Besetzung nicht.