Auf der VIP-Tribüne klingelten die Gläser, gefüllt mit feinstem Champagner. Die ehemaligen Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge stießen mit den aktuellen, Oliver Kahn und Herbert Hainer, an - und unten auf dem Platz bekamen Trainer Julian Nagelsmann nach seinem ersten Titel und Sportvorstand Hasan Salihamidzic die obligatorische Weißbierdusche verpasst.
Die zehnte Meisterschaft in Folge wurde tatsächlich gefeiert in München nach dem 3:1 gegen Verfolgerchen Borussia Dortmund - und dennoch kamen die intensiveren Emotionen an diesem 31. Bundesliga-Spieltag woanders auf. In Leipzig, wo die Unioner aus Berlin nach der bitteren Pleite im Pokal das Spiel drehten. In Köln, wo der FC um Europa kämpft und aktuell bei jedem Heimspiel Karnevalsstimmung herrscht. Und sogar in Fürth, wo Sportchef Rachid Azzouzi nach dem Abstieg bittere Tränen weinte.
Nicht falsch verstehen: Auch den Bayern-Stars um Partybiest Thomas Müller durfte man die ehrliche Freude über den einmaligen Erfolg durchaus abnehmen - Gänsehaut bekamen aber wohl selbst die eingefleischtesten FCB-Anhänger nur aufgrund des eisigen Windes in der Allianz-Arena.
Den Münchnern kann man die unglaubliche Dominanz im letzten Jahrzehnt am wenigsten vorwerfen, denn sie machten (auch in dieser Saison) einfach einen guten Job. Und die Verantwortlichen werden es ganz alleine in der Hand haben, ob sich daran in der nächsten Dekade irgendetwas ändert.
Denn ausschlaggebend dafür wird nicht sein, ob der BVB Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi verpflichtet oder Playoffs eingeführt werden - sondern alleine, ob die Bayern auch künftig auf allen Ebenen deutlich mehr richtige als falsche Entscheidungen treffen. Ansonsten werden sie weiterhin nicht aufzuhalten sein.