Dieser Erfolg hat noch gefehlt. Fans aus Deutschland, die Darts und vor allem die WM als Jahreshöhepunkt schon jahrelang verfolgen, haben nur darauf gewartet, dass einem deutschen Profi etwas ganz Großes gelingt. Gabriel Clemens hat es nun geschafft. Als erster schaffte er den Weg ins Achtelfinale vor drei Jahren. Diesmal feierte er für sich und das gesamte Land die Premiere im Viertelfinale - und dort setzte Clemens mit dem souveränen Sieg dem schon bestehenden Hype vorläufig die Krone auf.

Der sympathische und bodenständige Saarländer besiegte die Nummer eins der Welt: Gerwyn Price war beim 1:5 tatsächlich chancenlos. Der "Ally Pally", die WM-Austragungsstätte im Londoner Norden, ist in deutscher Hand gewesen - schon seit Jahren (abgesehen von pandemiebedingten Einschränkungen) pilgern Anhänger mit schwarz-rot-goldenen Kostümen zum Jahreswechsel nach England - und liefern mit Gesängen wie "oh, wie ist das schön" lautstark ab. Nun hat mit Clemens endlich auch ein Deutscher auf der Bühne geliefert - was den fliegenden Pfeilen hierzulande noch mehr Aufmerksamkeit bringen wird.

Ohne einen deutschen Star ist Darts so beliebt geworden, dass zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar ein Millionenpublikum einschaltet. Weil die Zuschauer nun auch einen Hoffnungsträger haben, wird der Kultsport auch über die Kultstätte "Ally Pally" und die WM hinaus noch mehr Interesse wecken.

Für die Entwicklung war das nötig. Es ist der nächste Schritt für die deutschen Profis, die mit dem 39 Jahre alten gelernten Industriemechaniker ein sportliches Zugpferd haben. Am Montagabend drücken ihm alle die Daumen. Michael Smith, zweimaliger WM-Finalist - im Vorjahr noch an Peter Wright im Endspiel gescheitert - heißt der Gegner. Gewinnt Clemens wieder, steht er am Dienstag mindestens vor einer der größten Sensationen in der Geschichte des Darts. Mehr noch: Es wäre deutsche Sportgeschichte. Die hat er schon zweimal geschrieben - und Deutschland längst schon in ein Darts-Land verwandelt.