Auch sein letzter Wunsch als Präsident des FC Bayern München wird wohl in Erfüllung gehen: Vor seinem Amtsabtritt am Freitag sorgte Uli Hoeneß dafür, dass sein Ziehsohn Hasan Salihamidzic zum Sportvorstand befördert werden soll. Diese Maßnahme ist für den deutschen Rekordmeister erneut ein Risiko, ein Spiel mit dem Feuer.



Hört man sich im Klubumfeld um, bekommt man eigentlich immer die gleiche Antwort: Der „Brazzo“ arbeite Tag und Nacht. Er sei unfassbar ehrgeizig und fleißig - wie schon als Spieler. Zudem sei er ein „super Typ“, ein lustiger Vogel - und wirklich, wirklich schwer in Ordnung. Eigentlich gibt es so gut wie niemanden, der das "Bürschchen" nicht mag. Aber reicht das tatsächlich aus, um so ein wichtiges Amt bei einem Weltklub auszufüllen?
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Salihamidzic wirkt noch häufig wie ein Azubi in der Lehre
Immerhin soll Salihamidzic das Erbe von Matthias Sammer antreten, der weiß Gott nicht mit jedem klar kam. Auch Sammer war fleißig und akribisch, aber er war eben auch ein Querdenker, ein Visionär, ein Netzwerker - und er verschaffte sich mit seiner selbstbewussten Art seinen Platz zwischen den ganzen Alphatieren. Zwischen Uli und Kalle (Rummenigge) und dem ebenfalls schwer zu steuernden Pep Guardiola.
Ob Salihamidzic diese Rolle ebenso gut ausfüllen kann wie sein Vorgänger, wird sich zeigen. Er habe sich gemacht in den letzten Monaten, heißt es. Aber er wirkt eben auch noch häufig wie ein Azubi in der Lehre. Seine öffentlichen Auftritte sind oft charmant, aber selten inhaltlich meisterlich.
Salihamidzic darf sich von Oliver Kahn nicht unterbuttern lassen
Hoeneß verteidigt „Brazzo“ bis aufs Blut, rief am Sonntag sogar im Sport1-Doppelpass an, um sich vor ihn zu werfen und dessen Kritiker an die Wand zu nageln. Doch auch das schadet dem Sportvorstand mehr, als das es ihm nützt. Es wirkte wie der Schutzreflex eines Vaters für seinen verzweifelten Sohn, der dringend Hilfe benötigt.
Salihamidzic muss sich endlich freischwimmen. Und das funktioniert nur dann, wenn er selbst seinen Weg geht, seine Pläne umsetzt, sich dabei nicht beirren lässt, auch mal aneckt und seine Meinung durchsetzt. Vor allem darf er sich auch vom künftigen Boss, Oliver Kahn, nicht unterbuttern lassen - nur dann hat er als Sportvorstand überhaupt eine langfristige Chance. Ansonsten bleibt er eine Marionette, die zwar alle nett finden, aber die keiner so richtig ernst nimmt.
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