22. März 2023 / 14:50 Uhr

Kommentar zum Karriereende: Jetzt sollte Mesut Özil endlich Frieden mit dem deutschen Fußball schließen

Kommentar zum Karriereende: Jetzt sollte Mesut Özil endlich Frieden mit dem deutschen Fußball schließen

Heiko Ostendorp
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Mesut Özil hat seine aktive Profi-Karriere beendet.
Mesut Özil hat seine aktive Profi-Karriere beendet. © IMAGO/ANP
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Mesut Özil hat seine aktive Profi-Karriere beendet. Nach beachtlichen Erfolgen folgte ein beispielloser Absturz und der Bruch mit der DFB-Auswahl. Nun ist es an der Zeit, mit dem deutschen Fußball Frieden zu schließen, meint RND-Sportchef Heiko Ostendorp.

Irgendwie passte es ins traurige Bild, das Mesut Özil in den letzten Jahren sportlich abgegeben hatte. Und doch ist es eigentlich eine Schande, dass die Karriere eines der größten Talente des deutschen Fußballs so zu Ende ging. Beim Match der türkischen Süper Lig seines aktuellen Klubs Istanbul Basaksehir gegen Kayserispor (0:1) im Februar stand der Edeltechniker zwar endlich mal wieder in der Startelf, fiel weiter aber nicht auf - und machte nun im Alter von 34 Jahren und rund anderthalb Monate später endgültig Schluss.

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Özils Weg als Einwanderer-Junge aus Gelsenkirchen zum internationalen Superstar war lange Zeit ein absoluter Traum für viele Migrantenkinder, sein Verhalten vorbildlich für gelungene Integration, er wurde sogar mit dem Bambi ausgezeichnet.

2006 gab er mit 17 sein Profidebüt für den FC Schalke 04, 2009 wurde er mit der deutschen U21-Europameister. Ein Jahr später wechselte er zu Real Madrid, stand beim WM-Titelgewinn unter Bundestrainer Joachim Löw 2014 in allen sieben Partien von Beginn an auf dem Platz - insgesamt fünfmal wurde er zum Nationalspieler des Jahres gewählt, machte 92 Länderspiele mit dem Adler auf der Brust.

Was folgte, ist ein beispielloser Absturz auf und neben dem grünen Rasen, ein Drama in unzähligen Akten mit unterschiedlichsten Protagonisten. Spätestens nach seiner Steueraffäre und dem Foto mit dem türkischen Despoten Recep Tayyip Erdogan vor der WM 2018 wurde Özil zum Spaltpilz - in der Öffentlichkeit, aber auch im DFB-Team. Ausgepfiffen vom eigenen Publikum, absorbiert innerhalb der Mannschaft.

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Bei seinem anschließenden Rücktritt holte der inzwischen wie ferngesteuert wirkende, ansonsten eigentlich stets freundliche und zurückhaltende Fußballer schriftlich zum Rundumschlag aus, beklagte sich über fehlenden Rückhalt und sprach sogar offen von Rassismus der DFB-Verantwortlichen. "In den Augen von Herrn Grindel und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren..." Außerdem äußerte er mit Bezug auf den damaligen DFB-Präsidenten: "Leute mit rassistisch-diskriminierendem Hintergrund sollten nicht länger im größten Fußballverband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler aus Familien verschiedener Herkunft hat."

Nähe zu Erdogan sorgt für Diskussionen

Özil verschwand anschließend komplett aus der Öffentlichkeit, fiel in den Folgejahren immer wieder durch kontroverse Aussagen (u.a. zu den Uiguren in China) sowie durch seine Nähe zu Erdogan auf, der sogar sein Trauzeuge wurde. Sämtliche Versuche seines jahrelangen Förderers Löw zu einer Aussprache scheiterten. Özil ließ ihn mehrfach abblitzen. Auch sportlich ging es bergab.

Bei Arsenal wurde der Topverdiener als langjähriger Publikumsliebling 2021 aussortiert, wechselte zunächst zu Fenerbahce und schließlich zu Basaksehir, wo er im Februar fast unbemerkt sein letztes Match absolvierte.

Vielleicht hat Özil aus seinen Fehlern gelernt und kann zumindest nach seiner aktiven Karriere endlich Frieden mit Deutschland und Frieden mit dem Fußball in Deutschland schließen, für den er so viel geleistet hat. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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