05. Februar 2023 / 07:44 Uhr

Kommentar: Die Fehleinschätzung von Manuel Neuer kann zu einem traurigen Karriereende führen

Kommentar: Die Fehleinschätzung von Manuel Neuer kann zu einem traurigen Karriereende führen

Roman Gerth
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Torwart Manuel Neuer hat einen Fehler zu viel gemacht, meint SPORTBUZZER-Reporter Roman Gerth.
Torwart Manuel Neuer hat einen Fehler zu viel gemacht, meint SPORTBUZZER-Reporter Roman Gerth. © IMAGO/Newspix/RND (Montage)
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Manuel Neuer beschädigt sein eigenes Denkmal durch den öffentlichen Angriff auf den FC Bayern stark. Es könnte sogar sein Aus beim deutschen Rekordmeister und ein trauriges Ende seiner Karriere bedeuten. Der 36-Jährige hat die Stärke seiner Position falsch eingeschätzt, meint SPORTBUZZER-Reporter Roman Gerth.

Manch ein Beobachter sieht das Ende einer fast zwölf Jahre glücklichen Liaison nahen. Exemplarisch sei Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann genannt, der am Samstag auf die Frage, ob Manuel Neuer noch einmal für den FC Bayern auflaufen werde, mit einem "Eher nein" antwortete. Grund für derartige Annahmen ist nicht der Unterschenkelbruch, den sich der Nationaltorwart im Dezember bei einer Ski-Tour zugezogen und der eine noch monatelang andauernde Pause für den 36-Jährigen zur Folge hat. Auslöser für die Ehekrise in München sind Neuers brisante Aussagen in der Süddeutschen Zeitung und bei The Athletic. Hier geht der bislang kaum als Lautsprecher in Erscheinung getretene Keeper seinen Verein hart an.

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Was Neuer dazu veranlasste, war die Entlassung seines langjährigen Torwart-Trainers, Weggefährten und Freundes Toni Tapalovic, der mit Chefcoach Julian Nagelsmann in manchen Fragen offenbar nicht recht übereinkam. Neuer sprach von einem "Schlag, als ich bereits am Boden lag" und vom "Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe". Die Wortwahl ist drastisch. Noch drastischer aber ist, dass Neuer damit eine Grenze überschreitet, die für ihn als Teamplayer immer tabu war. Er attackiert seinen Arbeitgeber, der mit Blick auf die Bundesliga-Tabelle derzeit genug andere Baustellen hat, öffentlich und sorgt für Unruhe zur Unzeit.

Neuer ist clever und gut beraten – es ist also kaum davon auszugehen, dass ihm die Interview-Passagen emotional heraus- oder bei der üblichen Autorisierung unbedacht durchgerutscht sind. Aus dem Krankenstand heraus scheint er für Tapalovic kämpfen, seine eigene Position betonen und wohl auch Nagelsmann schwächen zu wollen. Was Neuer dabei vergisst: Aufgrund seiner Verletzung, die er sich bei einem privaten Vergnügen zuzog und die die Münchner allein aufgrund der Verpflichtung von Ersatzmann Yann Sommer Millionen kostete, agiert er nicht aus einer Position der Stärke heraus. Er ist angeschlagen und fordert den Klub zum öffentlichen Verbal-Duell. So reagierte Vorstandsboss Oliver Kahn bereits verstimmt via dpa, Sportvorstand Hasan Salihamidzic äußerte sich enttäuscht in der Bild am Sonntag.

Es wäre ein bitterer Bayern-Abschied für Manuel Neuer

Kahn, früher selbst Deutschlands bester Ballfänger und prägende Figur des Fußballs hierzulande, kündigte deutliche Gespräche an. Eine Geldstrafe droht. Doch darüber hinaus wird Neuer, auch wenn er nach seiner Verletzung zurück auf dem Rasen ist, nach derzeitigem Stand wohl nicht mehr sehnlichst erwartet und mit offenen Armen empfangen – gerade dann, wenn sich Sommer in den kommenden Monaten als Nummer eins etablieren sollte. Sein eigenes Denkmal hat der eigentlich als Musterprofi geltende Neuer selbst erheblich beschädigt. Vielleicht behalten Hamann & Co. am Ende recht. Es wäre ein bitterer Bayern-Abschied für den Torhüter, der ihn sogar seinen Platz im DFB-Kasten bei der Heim-EM 2024 kosten könnte.

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Ob sich Neuer im Falle eines Klubwechsels bei einem anderen europäischen Top-Team nach langer Pause noch einmal zu Weltklasse-Form aufschwingen kann, ist offen. Im nächsten Monat wird er 37 Jahre alt. Es wäre ein trauriges Karriereende des Weltmeisters von 2014.

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