16. März 2023 / 18:12 Uhr

Kommentar zum geplatzten Eberl-Auftritt im Sportstudio: Ein starkes und wichtiges Signal des ZDF

Kommentar zum geplatzten Eberl-Auftritt im Sportstudio: Ein starkes und wichtiges Signal des ZDF

Heiko Ostendorp
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Max Eberl war eigentlich als Sportstudio-Gast am Samstagabend vorgesehen.
Max Eberl war eigentlich als Sportstudio-Gast am Samstagabend vorgesehen. © IMAGO/Revierfoto (Montage)
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Max Eberl wird am Samstagabend doch nicht wie angekündigt im Sportstudio zu Gast sein. Laut ZDF wollte Eberl gewisse Themen "weitgehend ausgeklammert" haben – der Sender ließ sich jedoch nicht darauf ein. RND-Sportchef Heiko Ostendorp lobt die Aktion als starkes und vor allem richtiges Signal des ZDF.

"Riesenzoff um Sportstudio-Auftritt!" So lautete die Headline bei BILD.de nach dem geplatzten Besuch von Leipzigs Geschäftsführer Max Eberl am kommenden Samstag, über den die Leipziger Volkszeitung, die wie der SPORTBUZZER zum RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gehört, zuerst berichtet hatte.

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Ganz so dramatisch, wie es sich anhört, waren die Ereignisse zwar nicht – dennoch sorgte die Mitteilung des ZDF am Vormittag für Wirbel. Der Sender hatte verlautbaren lassen, dass Eberl gewisse Themen "weitgehend ausgeklammert" haben und sich die Sportstudio-Redaktion darauf nicht einlassen wollte. Ein durchaus ungewöhnlicher Vorgang, weil es vergleichbare Fälle (leider) viel zu selten gibt.

Reporter, Redaktionen und Verlage lassen sich viel zu viel gefallen

Auch wenn es in der RB- und Eberl-Version eher nach einer Absage seitens Klub und Gast klingt, spielt dies für den eigentlichen Kernpunkt gar keine entscheidende Rolle. Denn Fakt ist: im heutigen Journalismus im Allgemeinen – und im Sport im Speziellen – lassen sich Reporter, Redaktionen und Verlage inzwischen viel zu viel gefallen – Selbstkritik übrigens impliziert!

Vereine, Spieler, Berater, Funktionäre bekommen Interviews, die nicht vor laufender Kamera geführt werden, stets selbstverständlich zur Autorisierung vorgelegt, was im Sinne des Rechts am eigenen Wort auch in Ordnung ist. Nicht in Ordnung ist dagegen, wenn an Fragen und Antworten rumgewerkelt wird, teilweise ganze Komplexe gestrichen oder hinzugefügt und das Gespräch am Ende bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird. Übrigens nicht selten von Personen, die gar keinen Mitschnitt besaßen geschweige denn anwesend waren. Bereits im Vorfeld versuchen die Protagonisten immer öfter die Themenauswahl zu beeinflussen oder in eine Richtung zu lenken. Sie wissen um ihre Macht – und kommen in den meisten Fällen damit auch durch, weil in diesen schwierigen Zeiten viele Redaktionen froh sind, überhaupt hochkarätige Gesprächspartner zu bekommen.

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Beim ZDF scheint man aus den eigenen Fehlern gelernt zu haben

Von daher muss es als starkes und vor allem richtiges Signal des ZDF gewertet werden, sich keine bestimmte Anzahl oder einen prozentualen Anteil der Fragen zu einem unliebsamen Komplex vom "Star-Gast" vorschreiben zu lassen. Zumal – in diesem Fall – Eberl bereits mehrfach über den Abgang bei seinem Ex-Klub gesprochen hat. Will er dies künftig nicht mehr, darf er einen Termin wie im Sportstudio halt nicht annehmen.

Wir Sportjournalisten sollten uns den aktuellen "Fall" jedenfalls zum Vorbild nehmen und zukünftig ähnlich handeln, wenn ein Interview nach dem Gegenlesen mal wieder mehr rote als schwarze Passagen, mehr Striche als Punkte hat. Beim ZDF scheint man immerhin aus den eigenen Fehlern gelernt zu haben. Denn bei den letzten Topgästen – DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Sportdirektor Rudi Völler – wurden kritische Nachfragen leider ebenfalls verpasst, obwohl sie (hoffentlich) zugelassen waren… .

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