Es waren Bilder, die skurriler nicht hätten sein können und an die Apres-Ski-Hölle Ischgl erinnerten. Die Tennis-Stars um Novak Djokovic und Alexander Zverev tanzten Oberkörper frei durch eine Disko - mitten in der Coronavirus-Krise. Mitten in der Zeit, in der Abstandsregeln und Hygienevorschriften die bestimmenden Themen bei der Mehrheit der Menschen sind. Es war ein Abend, der die von Djokovic initiierte Adria-Tour in ihrer Absurdität krönte.



Fassungslos blickten viele auf volle Stadien, Ballkinder, die verschwitzte Handtücher umhertrugen und Tennis-Profis die in Zuschauermassen für Fotos bereitstanden. Die Quittung: vier positive Coronavirus-Fälle unter den Topspielern der Welt – darunter auch Djokovic selbst – zudem Kinder, Journalisten, Teambetreuer. Und im Zweifel wird es dabei nicht einmal bleiben.
Adria-Tour wird zum Superspreading-Event
Ausgerechnet der Weltranglisten-Erste, der Sprecher des ATP-Spielerrats, hat dies zu verantworten. Der Serbe hat seinem gesamten Sport einen Bärendienst erwiesen und sich selbst disqualifiziert als Sprachrohr aller Spieler. Denn er war es, der die Ausrichter der Grand-Slam-Turniere für ihre strengen Hygienekonzepte kritisierte. Diese sehen vor, dass alle Spieler beispielsweise bei den US Open, die für Ende August geplant sind, regelmäßig auf das Virus getestet werden und in der Nähe der Anlage untergebracht sind. Zudem soll der Betreuerstab verkleinert werden.
Ganz im Gegensatz also zu dem, wie die Adria-Tour durchgeführt wurde. Dort wurde weitgehend auf Schutzmaßnahmen verzichtet. Das Resultat ist das nun entstandene Fiasko, das schon im Vorfeld von Experten und Profis erwartet wurde. Es ist ein Superspreading-Event für den Virus geworden.
Tennis-Star Novak Djokovic: Seine Karriere in Bildern
Die Absicht der Tour mag gut gewesen sein. Djokovic wollte zum einen den Stars in der Coronakrise Spielpraxis verschaffen, zum anderen Spenden sammeln und die Fans unterhalten. Doch das Resultat ist ein anderes. Der völlig unverantwortliche Umgang mit dem Virus wirft kein gutes Licht auf das Zugpferd des Sports und hat mitunter die gesamten Planungen für die Wiederaufnahme der Saison – die für viele Spieler Lebensgrundlage ist - über den Haufen geworfen. Immerhin könnten die Nachwirkungen nun für ein Umdenken unter den Beteiligten sorgen.
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