Wem nützt der Streit zwischen Mesut Özil und dem DFB? Man konnte es von Anfang an ahnen, aber inzwischen steht es für alle Welt sichtbar fest – denn der lachende Dritte tritt schon triumphierend auf die Bühne: Recep Tayyip Erdogan. „Heute Nacht“, teilte der türkische Präsident am Dienstag den Medien mit, habe er mit Özil telefoniert. Und dann lobt Erdogan ihn wie einen Sohn: „Seine Haltung ist national und patriotisch. Ich küsse ihm die Augen.“
Der arme Özil. Er mag durch den Fußball zu Millionen gekommen sein, doch jetzt entpuppt er sich als kleine Figur im Spiel politischer Mächte, die sehr viel größer sind als er selbst.
Der Ablauf der Özil-Erdogan-Affäre in Zitaten
Erdogan verwandelt ein Ding nach dem anderen
Erst schlachtete Erdogan das Foto, dann das nächtliche Telefonat politisch aus. Es ist, als spiele der Kicker aus Gelsenkirchen ihm immer wieder den Ball zu. Und Erdogan verwandelt, unter dem Gejohle seiner Fans, ein Ding nach dem anderen. Noch am Dienstagmorgen riet Claudia Roth von den Grünen im Deutschlandfunk dazu, man solle endlich mal aufhören, „über bescheuerte Fotos zu reden“, es gehe jetzt um den Rassismus in Deutschland.



Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen. Als Jérôme Boateng von dem unsäglichen Alexander Gauland angegangen wurde, standen Fußballer, Fans und auch die fußballfernen Teile der Gesellschaft noch zusammen wie eine Abwehrmauer gegen Rechtspopulismus.
Internationale Pressestimmen zum DFB-Rücktritt von Mesut Özil
Rund um Özil läuft ein anderes, viel trickreicheres Spiel mit Erdogan als stärkstem Spieler. Einmal Türke, immer Türke – diese Theorie will Erdogan beweisen, und diese Theorie wollen auch deutsche Rechtspopulisten beweisen. Im Augenblick gibt Özil, darin liegt seine furchtbare Tragik, beiden recht.
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