Ein geschätzter Kollege erinnerte mich heute früh bei Twitter an einen Klassiker der Missverständnisse, der einst an einer Straßensperre in München zwischen dem Ex-Fußballer Alexander Zickler (heute Co-Trainer in Gladbach) und einem Polizisten passierte. Zickler rief – oder drohte - laut Polizist: „Soll ich ihnen den Fuß wegfahren?“ Der Kicker sagte aus, er habe gerufen: „Soll ich über den Fußweg fahren?“
Über diese Anekdote kann man heute herzhaft lachen, wahrscheinlich sogar die beiden Beteiligten. Was sich am Dienstagabend während einer Champions-League-Partie in Paris abspielte, ist dagegen alles andere als lustig – auch wenn es ebenfalls um die Wortwahl ging. Wegen einer angeblichen rassistischen Beleidigung durch den Vierten Offiziellen gegen Basaksehirs kamerunischen Assistenztrainer Pierre Webo hatten sowohl die Istanbuler wie auch Gastgeber Paris Saint-Germain den Rasen nach 13 Minuten verlassen.



Das Schiedsrichter-Team aus Rumänien hatte sich damit zu verteidigen versucht, dass der Vierte Offizielle Sebastian Coltescu das rumänische Wort für Schwarzer („negru“) benutzt habe und nicht das „N-Wort“. Doch selbst wenn dem so gewesen sein sollte, ist es rassistisch, eine Person über seine Hautfarbe anzusprechen – erst recht als „Unparteiischer“. Wenn schon die Schiedsrichter nicht in der Lage sind, ihrer Vorbildfunktion und den Werten des Sports gerecht zu werden, wer soll dann bitte überhaupt noch glaubwürdig sein?
Es wird sich zeigen, wie sehr sich die UEFA an eigene Regeln hält
Auch wenn sich Sebastian Coltescu inzwischen gegenüber rumänischen Kollegen verteidigt hat, muss die UEFA nun ein knallhartes Zeichen setzen, ein Exempel statuieren. Beide Mannschaften haben dies in beeindruckender Art und Weise getan, in dem sie gemeinsam das Spielfeld verlassen haben.
Es wird sich zeigen, wie sehr sich der europäische Fußballverband an seine eigenen Regeln hält oder ob er dieser wieder mal so auslegt, wie es gerade in den Kram passt. Die Eingliederung von Katar in die anstehende, europäische WM-Qualifikation lässt grüßen.