Die Zeiten sind schwierig, auch für Fußballvereine. Der Ball wird zwar wieder rollen – aber wann? Die Ungewissheit erschwert die Planungen, erst recht bei Vereinen wie 96, denen einen großer Umbruch bevorsteht. Wie der Transfermarkt nach Corona funktionieren wird, weiß wohl nicht mal der Fußballgott. Womöglich schlägt die Stunde der „Strategen und Bastler“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ „einen altgedienten Spielerbörsenhändler“ zitiert. Neue Methoden seien zu erwarten, etwa „das Phänomen des Tauschgeschäfts“.
Sollte das stimmen, wäre 96 die Speerspitze der Bewegung. Beim bis zum 30. Juni beim 1. FC Köln ausgeliehenen Jannes Horn gibt es dazu schon Überlegungen. 96 könnte Horn für per Option vereinbarte 2 Millionen Euro kaufen. „Wir wollen ihn verpflichten“, bestätigt 96-Profichef Martin Kind, kündigte jedoch an, den Preis drücken zu wollen.
Das waren die Sommertransfers von Hannover 96 seit 2010:
Zuber und Heldt tauschen sich aus
Die Verhandlungen mit Köln führt 96-Sportchef Gerhard Zuber, originellerweise mit seinem langjährigen Chef. Zuber hat auch schon mit Horst Heldt über Horn „Vorgespräche“ geführt: „Wir haben uns über viele Dinge ausgetauscht“, sagt Zuber.
Dazu gehört offenbar das Kölner Interesse an Linton Maina. Heldt hat das damalige Talent sogar bei 96 mit einem Profivertrag ausgestattet. „Linton ist ein sehr spannender junger Spieler mit herausragenden Anlagen und großem Potenzial“, begründete Heldt vor zwei Jahren die Beförderung. „Wir sind überzeugt, dass wir noch viel Freude an ihm haben werden.“ Da arbeitete Heldt noch für 96, jetzt fehlt Köln, was Maina hat – Schnelligkeit auf der Außenposition.



Das Kölner Tauschangebot
Auch an einem Transfer von Waldemar Anton scheint Köln interessiert zu sein. „Darüber haben wir nicht gesprochen“, sagt Zuber. „Aber natürlich weiß Horst Heldt, wie gut der Waldi ist.“ Das Kölner Tauschangebot, über das bei 96 nachgedacht wird, sieht so aus: Köln bekommt Maina und/oder Anton, 96 dafür Horn plus die Summe X.
Für Zuber wäre das Geschäft heikel, weil jeder um die gute Beziehung zu Heldt weiß und er viele Jahre für ihn gearbeitet hat – in Stuttgart, Schalke und Hannover. Solange Zuber seinen neuen 96-Vertrag nicht unterschrieben hat, halten sich zudem Gerüchte, er könne Heldt nach Köln folgen.
Die Manager von Hannover 96 seit 1996:
Anton will 96 wohl verlassen
Weil Zuber um die Brisanz weiß, spielt er auch intern mit offenen Karten. Klar wäre: Es geht nur übers Geld. Fließen zweistellige Millionenbeträge für die 96-Spieler plus Horn, wird keiner grummeln.
Mainas Vertrag gilt noch zwei Jahre, sein Vor-Corona-Marktwert lag bei 7 Millionen Euro. Seinen Verkauf sieht Kind „sehr defensiv, wir wollen ja nächstes Jahr aufsteigen“. Außerdem gibt´s für Maina hohe Angebote aus England. Anders bei Anton, sein Vertrag läuft nur noch ein Jahr. Wenn der 23-Jährige nicht verlängert, müsste er verkauft werden. „Wir interpretieren seine Aussagen so, dass er uns verlassen will“, sagt Kind. Antons nicht infizierter Marktwert lag bei 8 Millionen Euro. Vor der Saison verbot 96 noch Antons Wechsel in die Bundesliga – Mainz bot 10 Millionen Euro Ablöse. Spannend, wie sich die Preise entwickeln – und ob die Tauschbörse in Schwung kommt.
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